Noch nie habe ich so einen schönen Bergaufstieg gesehen.
Zwischen Minturno und Formia in Italien liegt der Berg Redentore. Er ist 1252 m hoch und liegt nahe der Westküste in der Region Latium im Naturpark Parco Naturale Regionale Monti Aurunci (extern ausgehender Link). Da ich noch keine Erfahrungen im Bergwandern hatte, suchten wir uns diesen Berg aus, um meine Kondition vorerst zu testen.
Ganz unvoreingenommen sind wir morgens dort hin gefahren und kamen mit Erfüllung und einem Gefühl nach Abenteuer zurück. Wir wurden überwältigt von der Aussicht, dem tollen Weg, der Fauna und Flora. Für mich persönlich war es einfach viel besser, als auf den Vesuv zu wandern und ich sage euch, warum.
Unser Startpunkt
Die 1252m habe ich mir noch nicht zugetraut. Daher fuhren wir nach dem Packen unseres Wanderrucksacks am frühen Morgen auf einen Wanderparkplatz auf ca. 800m Höhe und parkten dort.
Die Straße dorthin war schon sehr abenteuerlich, da die Wege manchmal sehr eng und kurvig waren. Die Aussichten waren aber schon hier teilweise echt bemerkenswert. Auf dem Parkplatz angekommen begrüßten uns Kuhglocken und ihre Besitzer: Weiße große, “frei” lebende Kühe. Die Kühe wurden weder von Zaun, noch Gehegen oder Hunden eingeschränkt. Sie konnten rumlaufen, wo sie wollten.
Dazu komme ich später noch. Es war ein sehr friedlicher Ort. Man hörte keine üblichen Straßen- oder Stadtgeräusche. Wir hörten lediglich die Kühe, ihre Kuhglocken und viele Vögel, einige Insekten summten um uns herum. Eine Menge Eidechsen liefen am Wegesrand hin und her.


Vom Parkplatz aus ging es dann auf dem Wanderweg hoch zum Gipfel. Der Weg war ein wirklich schöner, leicht kieseliger Weg mit einem süßen verkreuzten Holzzaun. Es war sehr sonnig, keine Wolke am Himmel. Die Temperatur lag am Morgen bei milden 23°C.
Und so wanderten wir in Ruhe und Stille los. Nur sehr wenige Wanderer kamen uns entgegen, vielleicht waren es 8 Leute auf dem gesamten Weg. Die Strecke haben wir vorab bei der sehr zu empfehlenden Wanderapp Komoot geplant. Sie war etwa 16km lang und sollte 450 Höhenmeter bewältigen.
Der Weg
Auf dem Weg sahen wir sehr viele kleine grüne und graue Mauereidechsen, die in der Sonne badeten. Ein Greifvogel war auch schon unterwegs und kreiste am wolkenlosen Himmel herum. Ab und zu hörten wir noch die Kuhglocke in der Ferne, doch je länger wir wanderten, desto stiller wurde es.
Wir hörten nur noch den Wind und unsere Schritte, vereinzelt ein paar Vogelgeräusche. Es kehrte auf einmal so eine Zufriedenheit und Stille bei mir ein. Ich war schon nach wenigen Metern so froh, dass wir uns diesen unscheinbaren Berg ausgesucht haben.
Überall blühte es! Der gesamte Berg sah von weitem ziemlich karg aus, baumlos. Aber er war voller Blumen, Büsche und hohen Gräsern. Wir haben sogar wilden Salbei und Minze dort wachsen sehen. Es war eine richtige Wohltat, entlang eines Blumen- und Grasmeeres zu wandern.
Ständig musste ich stehen bleiben, um mir die schönen Blumen anzusehen und auch das ein oder andere Foto zu machen.



Bis zum ersten Aussichtspunkt, auf ca. 900m, brauchten wir etwa 1h. Wir haben unsere Drohne, die wir liebevoll “Droni” nennen, mit dabei gehabt und auch einige Aufnahmen des Berges und des Weges gemacht. Diese Videos sind einfach unglaublich.
Die andere Perspektive und die Sicht aus dieser Höhe machen einfach einen anderen Eindruck, als Videoaufnahmen vom Boden. Trotz gutem optischen Stabilisator in meinem Smartphone, sind die Videos wackelig im Vergleich zum Drohnenvideo, das mit einem Gimbalsystem ausgestattet ist.
Unsere Drohne ist eine dji Mini 2. Wir sind eher konsumarme, sparsame Menschen, aber diese Drohne passte einfach auch zu unserem Hobby und musste daher trotz des hohen Preises angeschafft werden 😀 Und es hat sich gelohnt!
Am ersten Aussichtspunkt gab es ein großes Holzkreuz und eine einfache Holzbank. Es gab bereits von dort aus eine wundervolle Aussicht auf das Meer, die Stadt Formia und die umliegende Berglandschaft. Von hier aus konnten wir auch sehen, dass die Bergseiten, die der Sonne zugewandt sind (auf der wir uns auf dem Hinweg befanden) eher karg und felsig sind.
Die sonnenabgewandten Bergeseiten waren in ein tiefes dunkles Grün getaucht, voller schöner Bäume und absolut dicht bewachsen. So eine Sicht kannten wir aus dem Sauerland nicht, da mittlerweile viele ehemals bewaldete Berge (immer noch wunderschöne Wälder) durch den Borkenkäfer und den extremen Dürren “gelöchert” wurden. Einfach die Größe dieser Berge zu sehen war für uns sehr beeindruckend.
Der weitere Weg wurde ab dem ersten Aussichtspunkt etwas steiler und war geprägt von vielen Kurven bzw. den typischen Zick-Zack-Wegen bergauf. Der Weg wurde stets durch einen Holzzaun gesichert, was ich sehr gut fand. Es ging teilweise richtig steil runter an der Seite. Der Weg wurde auch an einigen Stellen schmaler und wurde seitlich von vielen hohen Gräsern überwachsen. Das sah ziemlich cool und abenteuerlich aus.
Der Tempel im Berg
Auf etwa 960m Höhe teilte sich der weitere Wanderweg. Ein Weg führte weiter zur Spitze, der andere führte in eine unscheinbare Sackgasse. Jedoch stellte sich heraus, dass in dieser Sackgasse, an der steilen und feuchten Bergwand eine kleine wundervolle Kapelle erichtet wurde.
Diese Kapelle ist die Eremo di San Michele Arcangelo. Sie ist geschlossen, aber dennoch ein schöner Ausblick. Gerade von dieser Stelle aus ist die Aussicht auf die Berge nochmals ein lohnenswerter Anblick. Von der Bergwand tröpfelt es stetig und erzeugt so einen beruhigenden Ton.
Auf einem nahegelegenen Steintisch haben frühere Wanderer kleine Steinformationen gebaut, die perfekt in das Bild eines friedlichen Ortes passen. Diese Sackgasse sollte man auf keinen Fall verpassen!



Die letzte Etappe war die steilste und schwierigste. Einige Teile des Weges waren mit großen und groben Steinen übersät. Mit schlechten Schuhwerk hat man hier Probleme. Uns kamen Wanderer mit einem kleinen Hund entgegen. Auch hier sollte man darauf achten, dass der Untergrund nicht für empfindliche Pfoten geeignet ist.
Nach dem steilen Aufstieg kamen wir dann kurz vor der Bergspitze auf einer offenen schönen Wiese an. Viele Blumen und Büsche blühten hier, überall flogen Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten rum. Und wir konnten schon wieder Kuhglocken hören. Gehen die Kühe etwa den ganzen Berg hoch?
Die Wiese wurde von vielen Steinen und kleinen Felsen dekoriert. Von hier aus konnte man quasi das erste Mal die “Rückseite” des Berges sehen. Der Rückweg sah sehr grün und schön flach aus. Mein Mann meinte, es sieht ein bisschen aus wie bei Herr der Ringe. Und da musste ich ihm zustimmen. Es sah aus, wie von einer anderen Welt! Aber nicht unnatürlich, sondern einfach nur wunderschön und abenteuerlich.
Die Bergspitze
Nach einem weiteren kurzen Zick-Zack-Weg von der Wiese aus ging es direkt zur Spitze hoch, auf 1252m Höhe. Auf der Bergspitze befindet sich eine große Statue, das Rifugio di Pornito. Ich sag’s euch, die Aussicht ist phänomenal! Glücklicherweise konnten wir auch alles sehen.
Denn einige große Wolken waren schon auf dem Weg zur Spitze des Berges. Wir haben gelesen, dass man auch oft im Nebel hochwandert und nicht immer eine so tolle Aussicht hat. Droni hatte auch von hier gestartet und tolle Schnappschüsse und Videos gemacht. Ich glaube, 1252m sind für mich auch wirklich der bisher höchste Punkt gewesen. Der Brocken war der bisher höchste Berg, auf dem ich war (1141m). Und wir haben bis zu diesem Zeitpunkt ca. 450 Höhenmeter gemacht.
So viel bin ich bis dahin auch noch nicht gelaufen. Und ich muss sagen, es war gar nicht mal so schwierig! Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass das Intervallfasten mich schwächeln lässt, aber tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass ich sogar mehr Energie hatt, als sonst. Kann natürlich auch Tagesformabhängig sein 😀







Der Rückweg
Unser Rückweg ging nach einem langen Stop auf der Spitze mit Essen und Trinken weiter. Statt den gleichen Weg zurück zu laufen, haben wir uns einen Rundweg geplant. Der Weg geht quasi auf der Rückseite des Berges weiter, ist nicht so steil und hat eine etwas andere Natur zu bieten.
Man muss dazu sagen, dass 7km abwärts wandern auch sehr anstrengend für die Gelenke und Knie sein kann. Ich habe es jedenfalls am nächsten Tag echt gemerkt. Auf dem Rückweg änderte sich langsam die umliegende felsige Wiese mit Büschen und Blumen in einen sehr schönen und dichten Wald.
Und wieder hörten wir Kuhglocken. Tatsächlich “versperrten” uns eine Herde großer weißer Kühe den weiteren Weg. Da diese Kühe sehr spitze Hörner hatten und auch einige Bullen dabei waren, machten wir einen kleinen Bogen um die Herde. Man weiß ja nie 😀
Aber die Kühe waren ganz friedlich, muhten nur herum, sonnten sich und haben uns nur kurz beobachtet. Einige Meter weiter kamen wir zu einer Art Picknickstelle mit vielen Holzbänken auf einem offenen Platz. Hier könnte man auch gut mit dem Auto hinfahren (ein Auto stand auch dort). Weiter ging es durch einen lichteren Wald hinunter.
Nach ca. 2km lichtete sich der Wald und wir kamen wieder auf einen offenen steinigen Weg. Der Rückweg war insgesamt sehr viel breiter als der Hinweg. Der ein oder andere mutige Mountainbiker kam uns entgegengeradelt. Respekt.
Nach einiger Zeit kam uns eine spazierende Kuh entgegen. Sie wanderte tatsächlich einfach ganz alleine den Weg hoch zum Berg. Sie wusste schienbar genau, wohin es ging. Und ganz kurz roch es nach frischer Milch! Ich dachte, ich hätte es mir eingebildet.
Aber wenige Meter weiter wusste ich, dass es wirklich Milchgeruch sein könnte. Denn vor uns lagen wieder auf dem Weg Kühe und ihre jungen Kälber rum! Es war so süß, sie waren noch ganz flauschig und hellbraun. Wir gingen weiter, ohne sie zu stören und betrachteten die immer wieder aufkommende schöne Aussicht.



Nach knapp 14km waren wir dann auch wieder am Parkplatz, fertig und verschwitzt. Mittlerweile waren es über 28°C und die Sonne strahlte fast senkrecht auf unsere Köpfe. In der Nähe des Parkplatzes gibt es ein kleines Café, in das wir uns dann setzten und ein kühles Getränk tranken. So ließen wir den tollen anstrengenden Tag ausklingen und stießen auf den Berg und seine Natur an.
Ich kann euch diese Wanderung wärmstens empfeheln, wenn ihr mal in der Gegend seid. Am besten geht man morgens los, da sind sowohl weniger Menschen und die Temperaturen sind erträglicher.
Bleibt sicher und gesund,
– Bavai

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