Wandern an sich ist schon ein ziemlich nachhaltiges Hobby, wenn man es mit dem Rennsport, Golfen, Schwimmen, Fernreisen oder ähnlichem vergleicht. An sich geht man doch nur ein bisschen rum und verursacht keine direkten Einwirkungen auf die Natur, oder? Warum es dennoch einiges zu beachten gibt und wie ihr eure Wandererlebnisse naturschonend gestalten könnt, erfahrt ihr hier.

Warum kann Wandern schädlich sein?
Beim Wandern macht man sich auf den Weg, einen bestimmten Pfad entlang zu laufen. Was eine einzelne Person betrifft oder eine kleine Gruppe, ist da noch kein großer Einfluss auf die Natur absehbar. Allerdings erfreut sich das Wandern eine immer größer werdenden Beliebtheit, sodass gerade schöne Wanderwege regelrecht überlaufen werden und saisonsabhängig große Fluten von Menschen aushalten müssen. Vor allem nachdem zahlreiche InfluencerInnen Fotos von tollen Spots posten, werden einige Wege regelrecht überschwemmt.
Das bedeutet Wanderwege werden verbeitert oder Wege sogar verlassen, Müll wird achtlos entsorgt, auch erleichtern sich viele Menschen und Hunde am Wegesrand. An besonderen Wandertagen, wie Vatertag, laufen große Gruppen teilweise gröhlend durch Wälder und Wiesen und verschrecken kleine und große Wildtiere. Schöne Blumen werden geplückt oder zertreten und in Bäume werden Liebesbotschaften eingeritzt. Der ein oder andere Hund wird leinenlos geführt und jagt ggf. Kaninchen, Hasen oder kleine Vögel.
Ihr seht also, die Natur kann einiges abbekommen, wenn viele Menschen auch über einen längeren Zeitraum wandern gehen. Es gibt aber einige Kleinigkeiten, an die man sich halten kann und die schon zu einer enormen Verbesserung der Nachhaltigkeit führen. Die Natur, Tiere und andere Menschen werden euch dankbar sein. Und am Ende kommt es auch immer einem selbst zu Gute 🙂
Die 6 kleinen Tipps
#1 Wanderwege nicht verlassen
Ein eigentlich ziemlich einfacher Tipp, der aber nicht für jeden und nicht zu jederzeit so einfach einzuhalten ist. Üblicherweise sind Wanderwege gut sichtbar oder auch auf Karten eingezeichnet. Wer Apps wie komoot nutzt, kann sich meistens auch auf die dort eingezeichneten Wege verlassen. Dennoch gibt es Momente, in denen ihr nicht immer dem eingezeichneten Weg folgen könnt, da er ggf. auf Privatgelände führt oder querfeldein geht (hatten wir leider schon das ein oder andere mal erlebt). Dann müsst ihr umkehren oder einen Umweg in Kauf nehmen. Es ist wichtig, auf vorgegebenen Wegen zu bleiben. Ihr schützt damit Pflanzen, Tiere und auch euch selbst und falls ihr mit einem Hund lauft auch diesen. Außerhalb der Wege könnt ihr Wildtiere aufschrecken. Diese verlassen dann ihre Nester und finden nicht mehr zurück oder aber ihr verärgert z. B. Wildschweine und ihre Frischlinge. Wildschweine sollte man nicht unterschätzen, denn sie können zu Brutzeiten aggressiv sein.

#2 Einen Behälter für Müll mitbringen
Der liebste Mythos ist, dass Bananenschalen doch Bioabfall sind und es kein Problem wäre, wenn die Schalen im Wald liegen bleiben. Zunächst ist jegliche Abfallentsorgung eine Ordnungswidrigkeit, egal, ob es sich um Zigarettenkippen, Bananenschalen oder Plastiktüten handelt. Eine Bananenschale benötigt je nach Witterung ca. 5 Jahre, um zu verrotten. Gerade exotische Früchte, die ein wärmeres Klima gewohnt sind, verrotten in kühleren Breitengraden nicht so schnell und belasten unsere Böden daher stärker. Nicht zu vernachlässigen sind auch Pestizidrückstände, die sich oft auf konventionell angebauten Früchtenschalen befinden. Wenn ihr also ein paar Snacks mitnehmt und daher wisst, dass Müll entsteht, nehmt eine kleine Tüte oder eine Dose mit. Wir packen unsere Schalen meistens einfach wieder in die Brotdose zurück, da stört sowas nicht.
#3 In Ruhe wandern
Üblicherweise sind die meisten Wanderer und Wandergesellschaften, denen wir begegnen, ziemlich ruhig und verhalten sich gut. Gerade an Feiertagen oder in Ferienzeiten stoßen wir aber immer mal wieder auf Truppen von sehr lauten Menschen, die durch Wald und Wiesen wandern. Meistens als Vatertagswandern bekannt, ziehen Gruppen von Menschen mit Bollerwagen los, trinken und spielen unterwegs und sind vor allem eins: Laut.
Ich habe ja nichts gegen eine lustige Gesellschaft und finde es eigentlich auch ganz witzig, wenn Menschen wenigsten einmal im Jahr raus gehen, an die frische Luft und sich bewegen. Ich finde aber, man sollte sich entsprechend des eigentlichen Zwecks eine Runde suchen, die nicht durch Naturschutzgebiete, Wälder oder Wiesen geht. Es gibt Feldwege, wo man weniger Tiere stören würde. Da der Vatertag meist im Mai stattfindet, sind in der Zeit häufig brütende Vögel oder junge Rehe im Wald und können schnell erschrecken. Also vielleicht einfach mal eine Route aussuchen, die besser für Flunkyball, Bollerwagen und Co. geeignet sind.
#4 Tiere nicht stören oder anfassen
Wenn ihr dann doch mal auf ein wildes Tier stößt, bitte nicht anfassen. Bei kleineren Tieren, wie Vögeln, Hasen oder Eichhörnchen, einfach ignorieren und nicht hinterherlaufen. Das gilt vor allem für junge Rehkitze, da diese bei Annahme eines anderen Geruchs manchmal von der Mutter nicht mehr versorgt werden. Wer mit Kindern wandert, sollte es ihnen unbedingt beibringen. Hunde sollten stets an der Leine sein und im Training bewiesen haben, dass sie selbst bei Ablenkungen jederzeit auf das Signal hören und zurückkommen. Wer ein verletztes Tier findet, sollte auch das zunächst nicht anfassen und am besten den örtlichen Förster oder ein Tierheim anrufen. Bei größeren Wildtieren gilt es Ruhe zu bewahren und sich möglichst zu entfernen.

#5 Pflanzen stehen lassen
Ach, was haben wir auf unseren Wanderungen nicht schon so schöne Wildblumen gesehen. Und es fiel mir anfangs so schwer, mir nicht einfach einen schönen WIldblumenstrauß mitzunehmen. Gerade dies führt aber zu dezimierten Pflanzenbeständen, wenn zu viele Menschen anfangen, die Blumen abzupflücken. Planzen werden geschwächt und eingeschleppte fremde Planzen könnten anfangen zu wuchern. Pilze dürfen grundsätzlich laut Bundesartenschutzverordnung ohne Genehmigung nur für den Eigenbedarf gesammelt werden. Allerdings nicht in Naturschutzgebieten, und Trüffel oder andere seltene Pilzsorten müssen stehen gelassen werden.
#6 Nicht zu Stoßzeiten wandern oder unbekanntere Wege wählen
Gerade in Ferienzeiten oder zur Mittagszeit füllen sich die beliebtesten Wanderwege. Auch, wenn die Wege lang und breit sind, können sich gerade am Anfang oder am Ende eines Wanderweges viele Menschen ansammeln, was zu Lärm und Müll führen kann. Wer also einen etwas flexibleren Zeitplan hat und nicht vollends an Ferien- oder Saisonzeiten gebunden ist, kann sich für Wanderungen außerhalb der Stoßzeiten entscheiden oder gar Wanderwege ergründen, die noch nicht auf allen Social-Media-Plattformen bekannt sind. Meistens tut man sich damit auch selbst einen Gefallen.
#7 Örtliche Vorschriften beachten
Vor Ort gibt es oftmals noch zusätzlich einige Schilder, die Spaziergänger und Wanderer auf örtliche Regeln hinweisen. z. B. sollten Hunde an der Leine geführt werden, vor allem in Brutzeiten. Aber auch um die Hunde zu schützen, da immer noch Tollwutgefahr herrscht oder bspw. die afrikanische Schweinepest in deutschen Wäldern eingezogen ist. Manchmal sind auch Karten mit Wanderrouten aufgezeichnet, sodass man sich eine geeignete Route aussuchen kann und Rastplätze mit Mülleimern oder WCs eingezeichnet sind. Manchmal gehen die Wanderwege durch oder entlang von Wasserschutzgebieten oder Naturschutzgebieten, wo ganz besonders strenge Regeln gelten und die Nichteinhaltung teilweise mit hohen Bußgeldern einhergeht (z. B. Sammeln von Vogelfedern oder mit einer Drohne durchfliegen, etwa 500 – 1500€).
#8 Mit Kindern die Natur schätzen lernen
Der aus meiner Sicht wohl wichtigste und nachhaltigste Punkt ist, unseren Kindern die Liebe zur Natur und die Wichtigkeit von ungestörten Ökosystemen näher zu bringen. Ich glaube, dass Kinder oft viel mehr verstehen, als wir es ihnen zutrauen. Und wenn wir ihnen wirklich einfach mal erklären, was eigentlich Natur bedeutet und welche Rolle sie in unser aller Leben spielt, werden sie es auch weiter tragen und so die wichtigste Botschaft vererben: Dass wir nur einen einzigen Planeten haben, wir ihn beschützen und sanft behandeln sollten und alle Wesen ein Recht auf ein gutes, gesundes, gemeinsames Leben darauf haben. Kinder haben Spaß am Lernen, wenn sie einen Sinn darin sehen. Und beim Wandern kann man vieles entdecken und Lernen.

Abschluss
So, das waren unsere 8 einfachsten Tipps für ein bisschen mehr Nachhaltigkeit beim Wandern. Natürlich kann man noch weiter gehen und sich z. B. um hochwertige Ausrüstung, Wanderschuhe kümmern oder selbstgemachte Biosnacks mitnehmen. Ich finde aber diese hier vorgestellten Tipps kann man meistens direkt ohne viel Aufwand einsetzen und so ein Vorbild sein.
Viel Spaß bei euren Wanderungen, bleibt sicher und gesund
Bavai