Manche (werdende) Eltern wünschen sich mehr Zeit mit und für die Kinder. Leider gibt es vieles zu bezahlen: Essen, Spielsachen, Freizeitaktivitäten, Miete und wer im Eigenheim wohnt – einen satten Kredit.
Ggf. kommen noch Gesundheitskosten dazu, die höher sind, als bei „normal gesunden“ Leuten, Umzüge, Sprit usw.
Wie könnte Frugalismus dir dabei helfen, Geld zu sparen, Kosten zu senken und damit mehr Elternzeit zu nehmen?
Elternzeit Kurzinfo
Allgemein ist es in Deutschland so, dass JEDEM Elternteil (ja, auch Väter dürfen sich beteiligen) 3 Jahre Elternzeit zustehen bis zum 8. Geburtstag des Kindes. Das gilt für jedes Kind von neuem.
Elterngeld wiederum bezeichnet die Leistung, die man für die Erziehung der Kinder als Lohnersatzleistung bekommt. Diese liegt zeitlich maximal bei 13 Monaten „voller“ Bezüge oder 26 Monate bei halbem Elterngeldbezug. Von diesen 13 Monaten erhält man 12 Monate das am Einkommen berechnete Elterngeld.
Dabei können die 12 Monate beliebig zwischen den Elternteilen (einzeln) aufgeteilt werden, z. B. 6 + 6 Monate.
Den „zusätzlichen“ 1 Monat erhält man, wenn man gemeinsam Elternzeit beantragt (innerhalb der ersten 12 Lebensmonate).
Genaueres kann man auf der Seite des Familienministeriums nachlesen.
Warum das Geld (oft) nicht reicht
So hat man also 12 Monate übergangsweise Elterngeld, ist danach aber auf das eigens angesparte Geld angewiesen, wenn man weiter sein Kind betreuen möchte. Sonst muss das Kind „weg“, zur Tagespflege oder in den Kindergarten.
Im Jahr 2024 wurden die meisten U2 Kinder mit 45h+ betreut. Wahnsinn, oder? Einige ErzieherInnen erzählen, dass die Kinder zwei „Schichten“ mitmachen. Ich selbst arbeite mittlerweile nur noch 37,5h, vorher 41h (plus Nebenjob).
Will man das den Kindern freiwillig? Manche eben nicht.
Viele Paare bekommen „einfach“ Kinder, ohne sich vorher über Ausgaben und Einnahmen Gedanken zu machen. Es wird oft kein Haushaltsbuch geführt und es ist nicht immer bekannt, wohin eigentlich das Geld geht.
Manche sparen sich nicht mal einen Notgroschen oder ein Übergangsgeld an. Es wird schon irgendwie klappen. Hier liest du übrigens, wie du deine Finanzen ohne Vorwissen meistern kannst.
Mit den oben genannten Voraussetzungen sind schon viele Probleme vorprogrammiert: Wer nicht weiß, wohin das Geld geht, gibt meistens mehr Geld aus, als nötig. Für Abos, Markenprodukte, Auswärtsessen oder teure (unnötige) Versicherungen. Und das fehlt dann für die Zeit mit der Familie.
Nächster Punkt ist: Manche bereiten sich zwar „vor“ auf das Familienleben, kaufen sich vorher eine Immobilie für mehr Platz, geben aber auch hier wieder teilweise „zu viel“ Geld aus. Denn: Man kauft ja nur einmal im Leben! Dann schon richtig!
Oft wird hier zu Extras und Luxuskonsum gegriffen, der aber nicht nötig ist. Pool? Sauna? 180qm für 4 Leute? Garage und Garten? Oder doch noch ein Zimmer extra?
Man will IN der Stadt wohnen. Die ist fancy. Oder es muss eine bestimmte Einrichtungsart erreicht werden (siehe Insta-Häuser). Es muss ja alles gleich aussehen.
Und hier kommt der Frugalismus ins Spiel.
Wie hilft Frugalismus
Frugalismus hat in manchen Kreisen einen schlechten Ruf: In abgelumpten Klamotten herumlaufen, nur Fahrrad fahren, Öko sein. Kleine Bude, keine Hobbys. Unendlicher Verzicht.
Das ist es aber definitiv nicht. Hier findest du eine Erklärung, was genau Frugalismus ist (externer Link).
Zusammengefasst geht es beim Frugalismus darum, sich mit dem, was man wirklich braucht auseinander zu setzen. Und zwar das, was einem einfällt, wenn man mehren Minuten, Stunden oder Tage darüber nachdenkt, sich ggf. von anderen Meinungen entkoppelt und selbst nach Vor- und Nachteilen recherchiert.
Nicht das, was einem spontan einfällt oder einem „die Gesellschaft“ einredet (Typisches Beispiel ist das Haus mit Garten, wo die Kinder spielen und man aus dem Küchenfenster „auf sie aufpasst“ – oder die vielen Urlaube in verschiedene Orte, Leasingfahrzeuge…).
Vor allem aber, sich nicht dem Marketing hinzugeben. Werbung verspricht viel und suggeriert einem: Man bräuchte das alles.
Also einfach mal mit einem anderen Blickwinkel auf Dinge schauen:
„Brauche ich wirklich ein Haus, um glücklich zu sein, oder brauche ich einen Ort, der mir einfach nur genügend Platz bieten kann?“
„Brauche ich einen Urlaub auf Bali, in Mexiko und Co. oder kann ich mich auch anders erholen?“
„Brauche ich wirklich so und so oft neue Klamotten oder ist mir das unangenehm, immer das Gleiche zu tragen wegen der anderen?“
„Brauchen (kleine) Kinder tausend Spielsachen oder Zeit mit Mama und Papa/Familie/Geschwistern?“
„Brauche ich wirklich alle 2 Jahre ein neues Handy oder will ich nur mit anderen/der Technik mithalten?“
„Muss ich in diesem Job bleiben oder könnte ich umziehen und einen neuen Job anfangen?“
Oder anders gesagt: „Was ist mir mehr wert: Meine Zeit in materiellen Konsum zu stecken (Dinge kaufen, Haus bezahlen) oder meine Zeit in Zeit und Erlebnisse stecken (Familienzeit, Hobbys, früher in Teilzeit gehen…)?“
Alles, was man kauft, bezahlt man mit Zeit. Denn das Geld verdienen die meisten durch aktive Arbeitsstunden beim AG oder als Selbstständiger.
Durch Frugalismus lernt man, Dinge häufiger zu hinterfragen und seine Finanzen besser kennenzulernen. Während einige vorhaben, sehr viel früher in Rente zu gehen, verlängern einige Familien daraus ganz gezielt ihre Familienzeit.
Ein gutes Beispiel liest du auf den Blogs von frugalisten.de oder bei moneyfulmind (externe Links) und diese verlinken jeweils auf andere Frugalismus-Familien. Es ist also nicht auf Singles oder Paare ohne Kinder beschränkt.
Was hat das mit Elterngeld zu tun
Durch eine frugalistischere (frugalere) Lebensweise (sie muss nicht perfekt sein oder bestimmte Ziele erfüllen) erreicht man, dass man sich selbst sein Elterngeld „auszahlt“ bzw. verlängert.
Denn, durch Frugalismus:
- Weißt du, wo das Geld hingeht
- Hast du die Möglichkeit, mehr zu sparen (am besten vor dem Kind, aber danach auch möglich)
- Du bist dankbarer und damit glücklicher
- Ein positiver Nebeneffekt ist, dass es umweltfreundlicher ist und das den Kiddies natürlich zugutekommt
- Es schafft dir neben Geld auch Zeit! Wie? Wenn du weniger Dinge besitzt und ggf. etwas kleiner wohnst… was passiert dann automatisch? Du musst weniger aufräumen. Du musst weniger putzen. Weniger Dinge pflegen. Weniger oft Dinge umsortieren/aussortieren. Weniger Rasen mähen oder Hecken schneiden
- Entwickelst du ein besseres Verständnis und Verhältnis zu deinen eigenen Finanzen (oder den Familienfinanzen), was auch gut für die Kinder ist
Es gibt sicherlich noch weitere positive Nebenaspekte, aber das sind so die ausschlaggebenden Punkte aus meiner Sicht.
Wer also einen frugalistischeren Lebensstil anpeilt, kann mehr Geld für die Elternzeit ansparen und gleichzeitig seine Kosten senken.
Gerade im ersten Jahr oder die ersten zwei Jahre des Babys: Was braucht das Kind schon? Ein eigenes komplett voll gestelltes Zimmer sicherlich nicht. Es braucht nicht 100 Spielsachen. Es braucht Zuneigung, Zeit, Ruhe, Liebe und glückliche Eltern, die ebenfalls nicht ständig unter Zeit- und Gelddruck stehen.
Fazit & Meinung
Der Frugalismus ist eine gute Möglichkeit, seine Elternzeit etwas zu verlängern, denn er ermöglicht es, sich mehr mit seinen Finanzen zu beschäftigen, Geld anzusparen und Kosten zu senken.
Dabei ist es wichtig, sich nicht durch andere, die Gesellschaft und dem Marketing beeinflussen zu lassen. Wir brauchen nicht immer unbedingt alles, was einem an den Kopf geworfen wird!
Positive Nebenaspekte wie Umweltschutz und weniger Konsum kommen zusätzlich den Kindern zugute, auf lange Sicht.
Meiner Meinung nach sollte man den Frugalismus nicht zuuuuu ernst nehmen, sondern immer an das Maß anpassen, was gerade für einen passt und regelmäßig auf die Lebenssituation angleichen.
Mein Mann und ich leben auch schon frugaler, aber nicht so super extrem. Wir sparen aktuell regelmäßig ca. 60 – 70 % unseres Einkommens, haben darauf aber auch über die letzten 5 Jahre gezielt hingearbeitet. Als Studenten gab es Zeiten, da konnten wir gar nichts sparen. Aber mit den ersten richtigen Gehältern gingen zuallererst im Monat eine Sparrate ab.
Große Motivation waren hier tatsächlich unsere Geschwister: Denn da wird viel Geld für Materielles ausgegeben, was uns gezeigt hat: Das macht nicht wirklich glücklich. Und die Kinder sind schon von klein auf in der typischen 40 h Woche „gefangen“.
Hier findet ihr noch 5 Tipps für den Start in ein frugale(re)s Leben.
Habt ihr vorher schonmal von Frugalismus gehört?
Bleibt sicher und gesund,
Bavai