Je älter man wird (oder: je mehr Verantwortung man tragen muss), desto wertvoller wird die mentale Energie. Damit meine ich die Kraft, die man nicht einfach nur körperlich innehat, sondern die, die uns jeden Tag motiviert aufzustehen, die uns den Tag durchstehen lässt und die uns am Ende des Tages noch Freude gibt, was anderes zu tun, als nur zu funktionieren (Hobbies, Freunde, Familie, Ehrenamt, Partnerschaft…).
Es gibt einige “Energiefresser”, die uns tagtäglich die mentale Kraft rauben können. In diesem Blogartikel stelle ich euch 5 dieser (sinnlosen) Energiefallen vor, die wir durch einfache Tricks minimieren oder sogar eliminieren können. Dadurch können wir die freie Energie für etwas anderes nutzen!
No. 1 Tägliches Kochen
Kennt ihr das? Auf dem Heimweg nach Feierabend fängt euer Gehirn an zu denken: “Ach, was esse ich denn heute? Was hab ich da und was kann ich daraus noch machen? Muss ich noch was dafür einkaufen?” – usw.
Früher habe ich erst bei Hunger überlegt, was ich denn heute essen kann. Als Studentin hat das gut geklappt – denn da hatte ich einen ganz anderen Zeitplan, als heute im routinierten Alltag. Außerdem gab es täglich einen günstigen Tagesteller in der Mensa, der das Kochen, Einkaufen und Überlegen für mich übernommen hat.
Wenn man jedoch auf gesundes Essen achten möchte, oder, wie ich, aus medizinischen Gründen gar nicht mehr auswärts essen kann, wird viel mentale Energie für das Essen benötigt. Mir hat es die Kraft geraubt, jeden Tag auf’s Neue überlegen zu müssen, was ich essen werde.
Abhilfe schaffte für mich eine ganz einfache Essensliste – Ein Wochenplan, den ich mittlerweile mit meinem Mann am Wochenende zusammen erstelle. Nach diesem Essensplan wird eingekauft, sodass immer die benötigten Zutaten im Haus sind.
Manchmal hat man vielleicht tagesformabhängig keine Lust auf das, was auf dem Plan steht – aber da wir alle anderen Zutaten im Haus haben, kann man die Gerichte einfach switchen. Es ist wirklich erleichternd, nicht ans Essen denken zu müssen.
No. 2 Vorkochen
Auch wieder zum Thema Essen: Jeden Tag kochen ist auch nervig. Ja, es ist ok, sich auch mal was auswärts zu gönnen! Ist für mich seit einigen Monaten nicht mehr möglich, aber auch vor der Zöliakie aßen wir selten auswärts (aus Kosten- und Gesundheitsgründen).
Dennoch ist es anstrengend, jeden Tag in der Küche zu stehen und danach aufzuräumen. Daher kochen wir immer so viel, dass es für min. 2 Tage reicht. Gerade sowas wie Chili con Linsen, Aufläufe oder Eintöpfe kann man sehr einfach in großen Mengen vorkochen und am nächsten Tag mit einer anderen Beilage kombinieren. Oder man friert es ein, für “schlechte” Tage.
No. 3 Freizeitstress
Menschen LIEBEN es zu erzählen, wie beschäftigt sie sind. Ich glaube, wir haben niemandem im Freundes- und Bekanntenkreis, der “nichts” am Wochenende macht. Verständlich, denn soziale Medien und eben andere “beschäftigte” Freunde suggerieren, dass man immer was verpasst, wenn man nichts macht.
Dabei ist dieser künstlich erzeugte Freizeitstress einer der Gründe, warum manche Menschen nicht zur Ruhe kommen können. Soziale Interaktionen sind sehr wichtig, dennoch sind auch Ruhephasen wichtig.
Wir versuchen an mindestens einem Wochenende im Monat nichts mit anderen Menschen zu machen (außer falls jemand spontan in der Nähe ist). Heißt, wandern, spazieren, Sport, im Garten/auf dem Balkon sitzen usw. machen wir schon. Aber eben nichts, wo man mit anderen verabredet ist, Uhrzeiten einhalten muss oder auf jemand anderen achten muss, wo man 2h hinfahren muss etc.
Das gibt uns die Möglichkeit, wieder Kraft zu tanken und uns auf uns zu konzentrieren. Es wird Leute geben, die das nicht verstehen. Aber das müssen auch nicht alle verstehen. Wichtig ist, dass man sich manchmal die Zeit nehmen muss, die man für sich, seine Beziehung und seine eigene kleine Familie braucht.
No. 4 Soziale Medien
Mein Lieblings-“Hass”-Thema. Ich liebe es, auf Pinterest und Instagram nach neuen Inspirationen zu suchen, nach Einrichtungsideen zu googlen und vor allem mit anderen Zöliakiebetroffenen über Tipps und Tricks zu sprechen (da ich in meinem Bekanntenkreis niemanden habe).
Aber ich merke auch, wie sehr ich da manchmal in eine Spirale falle. Aus einer Einrichtungsidee wird ein Scrollen, bei dem ich mir anschaue, was für schöne Häuser andere haben. Dann fange ich wieder an, auf Immobilienportalen nach Häusern zu schauen, bei Kleinanzeigen nach Einrichtungsgegenständen und Upcycling-Ideen zu suchen.
Das mag nicht für alle gelten, aber ich denke, wir kennen es alle gut, dass man von einer Sache schnell zur anderen am Smartphone kommt (Wie das Durchklicken bei einem Wikipediartikel…).
Ich habe für mich so ein paar “interne” Regeln erstellt, wann ich nicht ans Handy soll: Morgens beim Aufwachen, Abends im Bett und bei allen sozialen Interaktionen. Ggf. weite ich das noch irgendwann aus, aber so ganz ohne kann ich dann doch nicht ;D
Aber es hat mir schon viel “Freizeit” und Energie beschert, wenn ich stattdessen zu anderen Dingen greife (in meinem Fall ist es Klavier spielen, Duolingo oder Sport). Es klappt noch nicht 100%-ig, aber die positiven Effekte motivieren mich immer wieder, die Finger von Insta & Co zu lassen.
No. 5 Austausch mit (gleichgesinnten) Menschen
Egal ob in Reallife oder digital: Der Austausch mit Menschen tut uns gut. Eine lange Zeit habe ich mich zurückgezogen (heute weiß ich, dass es an den Symptomen der unentdeckten Zöliakie lag) und soziale Kontakte auf’s Minimum reduziert. Ich hatte 0 Energie. Und die Kontakte, zu denen man “gezwungenermaßen” musste (z. B. Familientreffen), haben mich oft meiner restlichen Energie beraubt.
Heute suche ich, bzw. wir, uns die Menschen gut aus, mit denen wir uns treffen. Wir sagen öfter “Nein”, wenn es uns nicht passt oder wir eigentlich keine Lust haben. Vor allem aber tausche ich mich öfters mit “Gleichgesinnten” aus.
Menschen, die Animes oder Mangas mögen (mit denen gehe ich auf ein Konzert). Menschen, die Zöliakie haben und Angst vor dem Auswärtsessen und Reisen haben, wie ich. Menschen, die kinderfrei sind und sich ihr ganzes Erwachsenenleben die “Egoismus”-Tirade von Eltern anhören müssen.
Menschen, die mit chronischen Erkrankungen leben müssen. Wenn man Leute trifft, die eines mit einem teilen, dann gibt das einem so viel Kraft! Und man hat das Gefühl (so ist es bei mir), als wäre man nicht mehr alleine auf der Welt. Als wären da unzählige, die die gleichen Gedanken haben, wie du.
Es bringt wirklich was, mit einer Community in Kontakt zu treten und sich Gleichgesinnte zu suchen. Es müssen keine festen Freundschaften entstehen, aber alleine ein Austausch hilft schon sehr. Probiert es mal aus, ich kann es euch nur empfehlen.
Fazit
Diese Tipps sind recht schnell und einfach umzusetzen. Die dadurch hoffentlich gewonnene Energie ist nicht die Welt, aber jedes bisschen zählt. Es wird vor allem langfristig gesehen helfen, da man mit mehr Energie Dinge tun kann, die einem wiederum mehr Energie zurückgeben kann.
Bleibt dran und tut, was sich für euch gut anfühlt. Manchmal braucht man eine Weile, um rauszufinden, wie viel “Nein” sagen guttut, wie viel soziale Interaktion man braucht oder wie viel Sport einem eher Energie gibt und wann sie einem die Energie raubt.
Welche Tipps habt ihr, um im Alltag ein bisschen (mentale) Energie zu gewinnen?
Bleibt sicher und gesund,
Bavai