Wer einmal an der Westküste Italiens Urlaub macht, Nahe Neapel, sollte sich unbedingt mal den mächtigen Vesusv sowie die Museumsstädte Herculaneum oder Pompeji anschauen. Die Geschichte ist vielen bekannt, aber was es noch alles zu sehen gibt und wie der Ausblick vom Vesuv aus ist, verrate ich euch in diesem Artikel.

Der Vesuv
Der Vesuv, auf italienisch Vesuvio, zählt heute noch zu den gefährlichsten Vulkanen weltweit. Auch als schlafender Riese bekannt, ist der Vesuv ein immer noch aktiver Vulkan und damit ein Risiko für Millionen Menschen, die in und um ihn herum in Neapel wohnen. Sein Ausbruch um 79 nach Christus ist einer der gewaltigsten und zeitlich ersten dokumentierten Vulkanausbrüchen und kostete vielen Menschen das Leben.
Für die Menschen aus der Antike und dem Mittelalter war die gesamte Region um den Vulkan das Tor zur Hölle oder der Wohnort vom Feuergiganten Vulcanus. Ein Ausbruch des Vesuv in heutiger Zeit würde, selbst mit den wissenschaftlichen Rundum-Messungen (Thank you, Science!) und dem Frühwarnsystem, großen Schaden anrichten und wahrscheinlich nicht alle Menschen erreichen.
Ich muss sagen, ich hatte und habe einen Riesen Respekt vor diesem Berg und hatte auch ein bisschen Angst bzw. Sorgen, auf diesen Berg zu wandern.

Das, was vom Vulkan noch sichtbar ist, ist übrigens gar nicht mal mehr der “ganze” Vulkan, sondern nur das Überbleibsel des Bergvulkans Somma. Die Spitze wurde bei den vielen Eruptionen zersprengt und im übergebliebenen Kessel (Caldera) liegt der kleinere Krater, den man heute als Vesuv bezeichnet.
Wer sich den Vesuv mal von Neapel aus anschaut wird sich fragen “Das Ding war eigentlich ein noch größerer Vulkan?!”, denn klein sieht der Vesuv jetzt auch nicht aus. Er ist ca. 1281m hoch und ragt sehr auffallend in der Landschaft auf.
Aufstieg zum Vesuv
Der Vesuv kann theoretisch von ganz unten aus einem Vorort in Neapel bestiegen werden. Es führt eine lange mäanderförmige Straße hinauf bis zur Spitze des Vulkans. Bis auf ca. 800 Höhenmetern kann man selbst mit dem Auto hochfahren und sich dort einen Parkplatz reservieren (am besten online).
Vom Parkplatz des Vesuvs kann man nun entweder laufen oder weiter mit einem Shuttlebus fahren. Der Bus fährt ca. alle 10 bis 15 Min zwischen dem Parkplatz und der höheren Ebene hin und her. Der letzte fährt ca. um 18Uhr zurück.


Wer mit dem Bus hochfährt, hat es aber noch nicht ganz geschafft. Der Rest des Vulkans muss zu Fuß bestiegen werden. Hierfür wird ein Ticket benötigt, dass ihr am besten online vorab kauft (10€ p. P. Stand 2023). Der Eintritt ist begrenzt!
Das Ticket ist nur für den gewählten Tag und die angegebene Uhrzeit gültig und sollte am besten 1- 2 Monate im Voraus gebucht werden, da gerade im Sommer die Tickets schon früh ausgebucht sein können. Wir konnten tatsächlich im 2 Wochen Zeitraum nur einen einzigen Tag finden, an dem wir ein passendes Ticket kaufen konnten. Zum Glück hat das Wetter mitgespielt…

Wenn ihr durch die Ticketschleuse durch seid, kommt der restliche schlangenförmige Weg. Der Pfad hinauf besteht aus einer Mischung aus Vulkanasche, dunklem Sand, Kies und Steinen und ist daher nichts für Rollatoren, Rollstühle oder Kinderwagen.
Der Weg ist breit, aber man sollte trittsicher sein. Links und rechts von den Wegen findet man kleines Gebüsch und ein wenig Gras, was nach oben hin immer karger wird. Wer sich umschaut, sieht auf einen umliegenden Bergrücken, die Überreste des ursprünglichen Bergs Somma (Monte Somma). Unterwegs findet man verschiedene kleine Souvenirshops und Snackshops mit coolen Vulkanmitbringseln, Postkarten und “Vesuvschnäpsen”.

Auf dem Vesuv
Nachdem die Etappe mit dem Kiesweg geschafft ist, findet man sich am Rande des Kraters wieder. Hier wird der Weg schmaler und geht stellenweise über Steine und Treppen. Zuerst läuft man an der Kraterwand entlang und sieht noch nicht viel. Aber einige Meter weiter kommen viele gute Aussichtspunkte für den Krater.
An einigen Stellen raucht es tatsächlich hin und wieder und wer in dieses gigantische Loch reinschaut wird von der schieren größe des Kraters überwältigt sein. Hier und da kann man seismische Messsysteme sehen, die zwar unscheinbar aussehen, aber für Millionen Menschen das einzige bisschen Sicherheit sein können. Man kann kaum begreifen, wie viel Kraft hinter einem Ausbruch steckt, dass ein Berg gesprengt wird und die Eruptionssäule mehrere Kilometer hoch ist. Die Massen an Vulkanasche und Lava, die dabei austreten können. Nehmt euch da oben einen Moment, das zu erfassen.



Aktuell kann man aus Sicherheitsgründen nicht komplett um den Krater herum gehen und an einem Kiosk am Ende des Weges, ca. bei einer Drittel Umrundung des Kraters, ist der begehbare Abschnitt zuende. Wer seine Augen vom Krater abwenden kann, wird auf der anderen Seite aber einen ebenso atemberaubenden Ausblick vorfinden: Die Küste Neapels und die dahinter liegenden Städte.
Man kann im leichten Nebelblau des Himmels auch die Landzunge bei Sorrent erkennen.

Wir hatten das Glück, dass das Wetter zwar wolkig, aber einigermaßen stabil war und hatten so eine wunderschöne Aussicht runter zur Küste. Auch der Bergrücken vom Vesuv wurde sehr schön von der Sonne angeleuchtet.
Herculaneum
Pompeji ist das eigentlich bekanntere archäologische Museum, jedoch haben wir uns bewusst für Herculaneum entschieden, da es kleiner und wohl besser erhalten geblieben ist. Außerdem liegt es etwas näher am Vulkan. Der Eintritt ins Pompejimuseum ist aber an jedem ersten Sonntag im Monat kostenlos!
Außerdem gibt es in Pompeji mehrere Villen und andere Einrichtungen, die man mit Aufpreis betreten kann. Herculaneum heißt im Italienischen auch Ercolano, haltet also Ausschau nach Schildern mit dem italienischen Namen.

Herculaneum/Ercolano ist günstiger als Pompeji und bei einem Ticket ist alles inbegriffen. Die gesamte Ausgrabung kann man in ca. 2h in Ruhe besichtigen, wenn man sich auch hier und da etwas Zeit nimmt. Es gibt neben des offenen Geländes noch ein Museum mit Fundstücken, die hinter Glasscheiben ausgestellt sind.
Hier findet man zahlreiche Informationen zu den Familien, die dort gelebt haben, zu sozialen Strukturen und zu Schmuck und Werkstücken. Wusstet ihr, dass früher die Bäder und Latrinen zum Sozialisieren genutzt wurden? Es wurden auch Wetten abgeschlossen und Geschäftsbeziehungen gestärkt. Heute irgendwie kaum vorstellbar 😀



Die Gebäude in Herculaneum sind teilweise so gut erhalten, dass Wandfarben und Mosaike sehr gut erkennbar sind. Bodenbeläde, Säulen und sogar einige Holzlatten sind noch intakt. Vieles ist zwar nachträglich noch für die Stabilität verbessert worden, aber man erkennt deutlich, wo neues auf das Original trifft.
Wer möchte, kann sich einen Audioguide ausleihen oder eine Tour buchen. Es sind viele Tourguides mit Gruppen unterwegs und ggf. schnappt man auch so hier und da eine interessante Info auf. Im Eingangsbereich gibt es natürlich auch ein kleines Museumsgeschäft mit Souvenirs und vielen Büchern.



Ich fand es auf der einen Seite sehr beeindruckend, was für Gebäude die Menschen vor knapp 2000 Jahren bereits in der Lage waren zu bauen und welche Kunstwerke in Mauern und Böden eingebettet wurde. Die Häuser waren damals schon teilweise zweistöckig, die Möbel aus schwerem Echtholz und kunstvoll verziert.
Auf der anderen Seite ist es erschreckend, wenn man sich vorstellt, wie schnell diese Menschen damals ihr zuhause und auch ihr Leben verloren haben. Auf einer Seite des Dorfes gab es ein Gefängnis, in dem Insassen bei der Flucht der Bewohner einfach drin gelassen wurden. Die menschlichen Überreste, also ganze Skelette, sind noch gut sichtbar und liegen dort rum. Ich persönlich fands ziemlich gruselig und irgendwie schrecklich und war froh, dass wir die Skelette erst entdeckt haben, als wir schon wieder ganz oben auf der Aussichtsplattform waren und wir sie nur von weitem erkennen konnten.


Fazit
Der Vesuv ist Beispiel dafür, dass die Natur so unberechenbar, so mächtig ist und wir ihr eigentlich völlig unterlegen sind. Dass Menschen sich trotzdem so nah rantrauen und sogar eine Millionenstadt direkt an den noch aktiven (!) Vulkan bauen zeugt entweder von Wagemut, Ignoranz oder Respektlosigkeit. Vielleicht auch von Mut.
Wer oben auf dem Krater steht, sieht, was beim Ausbruch auf dem Spiel stehen würde. Und ein Besuch in Herculaneum oder Pompeji beweist die Macht des Berges, die Hilflosigkeit der Menschen und wie schnell die Naturkatastrophe von Statten gehen kann.
Es lohnt sich, das Erlebnis mitzunehmen und sich dem bewusst zu werden. Ich bin dankbar dort wohnen zu können, wo ich wohne.
Bleibt sicher und gesund
Bavai
1 thought on “Feuergigant Vesuv und Besuch der Ausgrabung in Herculaneum”