Ich habe 3 1/2 Jahre im Labor einer Fachhochschule gearbeitet, davon 2 Jahre als Projektleiterin in einem Forschungsprojekt. Noch dazu war es der Ort, an dem ich meine beiden akademischen Abschlüsse gemacht habe – insgesamt verlasse ich also den Ort, an dem ich knapp 9 Jahre studiert, gelernt, gefeiert und gearbeitet habe.
Es war ein seltsames Gefühl, morgens im Büro anzukommen. Meinen PC hatte ich bereits “leer” geräumt. Es gab keine Daten mehr von mir. Für den PC habe ich nie existiert. Im webbasierten E-Mail-Programm schrieb ich noch meine letzten Nachrichten an die Verwaltung, damit ausstehende Rechnungen von meinen Kolleginnen bearbeitet werden können. Ein paar Dankesmails gingen auch noch raus. Dann schnappte ich mir meine Merci-Packung und besuchte noch den ein oder anderen Kollegen, der nicht bei meinem Ausstand da sein konnte und überreichte mit einem herzlichen “Danke für die tolle Zusammenarbeit” die kleinen Schokoriegel. Meine Schlüssel gab ich beim Besuch des Haustechnik auch direkt ab.
Ab ca. 9Uhr trudelten dann auch die restlichen Leute ein und es ging mit einem Praktikum direkt los. Ich half dabei, eine neue Lehrkraft anzulernen, zeigte die verschiedenen Geräte und wo alles im Labor stand. Wir berechneten zusammen die Konzentrationen verschiedener Puffer (chemisches Rechnen ist nicht gerade eine Stärke von uns :D) und setzten diese an. Natürlich gab es dann Geräte, die Probleme machten. Ausgerechnet dann, wenn man sie am meisten braucht! Aber alles andere wäre auch langweilig gewesen.
Jedenfalls lösten wir auch diese Herausforderungen und gingen alle gemeinsam Mittagessen. Für mich das letzte Mal in der Mensa, für die anderen einer von vielen noch kommenden Mittagspausen. Das gemeinsame Essen an einem Tisch war schon immer einer meiner liebsten Zeiten des Tages gewesen. Nicht nur wegen des Essen, sondern auch, weil diese Momente immer zusammenschweißten. Man unterhielt sich locker miteinander, teilte Dinge des Lebens miteinander und kommentierte das Mensaessen. Nach der Mittagspause ging es aber schnell weiter im Labor.
Es ging schon Richtung Nachmittag, da packte jemand eine selbst gebrannte Flasche Laborwein aus. “Hab’ ich noch im Schrank gefunden.”, sagte mein Kollege. Also kamen ein paar kleine, sehr verschiedene Gläser, Tassen und Becher zum Vorschein und der 6 Jahre alte Pflaumenwein wurde geöffnet. Natürlich mit einer Schraube, da weder Studierende, noch einer im Kollegium einen Korkenzieher hatten! Die Hälfte des Korkens blieb in der Flasche und eingegossen wurde der Trunk über einem Teesieb in die Gläser….und so tranken wir, meine wunderbaren Kollegen, mein Vorgesetzter, meine direkten Bürokolleginnen und ich diesen sehr leckeren, milden, aber 12%-igen Laborwein und stießen auf mich an.
Gegen 16Uhr musste ich aber dann doch gehen. Und es war echt hart. Ich umarmte alle. Und natürlich versicherte man sich gegenseitig, dass man in Kontakt bleiben würde, dass ich nochmal vorbeikomme, irgendwann. Aber als ich meine Laborleiterin umarmte, war es echt emotional für mich. Sie war immer diejenige, die auf alle aufpasste. Wie eine “Labormutter” hat sie immer geschaut, dass die Arbeit gerecht verteilt wurde und sie hatte immer so weise Ratschläge für einen übrig. Sie hat mir gezeigt, dass man zu sich selbst und zu seinen Werten stehen muss und dass nichts peinlich ist!
Und dann fuhr ich nach Hause. Im Auto kamen mir ein paar kleine Tränchen. Es ist seltsam, dass es “einfach” vorbei ist. Ich habe so viel lernen dürfen und so viele Erfahrungen gemacht. Und ich werde immer einen Platz in meinem Herzen für diesen Ort, diese Menschen und die Aufgaben haben. Viel Zeit darüber nachzudenken habe ich allerdings nicht, da ich direkt im Anschluss eine Weiterbildung in Vollzeit durchführen darf und gar nicht zuhause rumsitzen werden. Darauf freue ich mich! Ebenso auf die neuen Herausforderungen, Aufgaben und Menschen, die ich in meinem nächsten Job kennenlernen darf.
Bye Bye!
