Wer gerne mal in Ruhe Urlaub macht und keine überlaufenen Touristenstädte braucht, wird in Minturno fündig. Minturno ist eine kleine Stadt an der Westküste Italiens und liegt zwischen Rom und Neapel. Von hier aus gibt es so einiges zu entdecken und gerade landschaftlich hat die Region in Latium einiges zu bieten.
Was wir euch empfehlen können und welche Reisezeit sich am besten eignet, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag. Einen kleinen Teaser gibt’s in diesem Short.


Weg nach Minturno
Wir sind aus NRW mit dem Auto gestartet. Ein Zwischenstopp lag in Saarbrücken bei einem Freund, aber den Rest sind wir durchgefahren. Über die Schweiz, durch den Gotthard-Tunnel, vorbei an den mächtigen Alpen fuhren wir der Sonne entgegen. Je südlicher es ging, desto mediterraner wurden die Häuser und die Botanik. Während die Schweiz noch aussah wie in Bayern, sah es kurz hinter Como schon typisch italienisch aus.
Terrakotta-farbene Dächer, gelbliche Häuser, Agaven auf den Mittelstreifen der Straßen und unzählige Olivenbäume säumten die Straßenseiten. Also alleine die Fahrt dorthin war ein absolutes Highlight. Gerade die Alpen haben es mir sehr angetan. Überall sah man kleine Wasserfälle entlang der Autobahn und die wolkenbehangenen Klippen hinterließen einen schweren Eindruck bei uns. Wer also fährt statt fliegt, wird belohnt werden.
In Minturno
Wir kamen am späten Abend an unserem Appartment in Minturno an. Das Bett ist gemütlich und der riesige Balkon/die Dachterrasse laden zum Ausruhen ein. Da ich jedoch noch einige Tage Präsenz-Online Unterricht von meiner Weiterbildung hatte, ging es am ersten Abend früh ins Bett. Am nächten Morgen erkundeten wir zunächst unsere direkte Umgebung.
Unser Apartment lag in zweiter Reihe zum Meer und wir konnten zu Fuß in wenigen Minuten zum Strand. Der Strand lag gerade im Umbau, mehrere neue kleine Restaurants kamen hinzu, Lade- und Ausleihstationen für Fahrräder wurden gebaut und die Promenade an einigen Stellen erneuert. An sich sah es wirklich sehr schön aus. Da wir im Mai vor Ort waren, wurde der Strand jedoch noch nicht auf die Touristenmassen vorbereitet. Es lag also noch viel Müll rum.
Ein Vorteil war aber, dass wir den Strand tatsächlich für uns alleine hatten und noch keine kilometerlangen Schirmzonen aufgebaut wurden.


Minturno selbst ist klein (ca. 20.000 Einwohner) und keine typische Touristengegend. Es ist sehr ruhig und nicht überlaufen. Da wir beide eher vegetarisch-vegan leben, kommen wir hier voll auf unsere Kosten: Es gibt eine große Auswahl an regionalem und saisonalen Obst und Gemüse.
Von Auberginen, Äpfeln, Fenchel, Tomaten bis hin zu Blumenkohl, Salaten, Erdbeeren sowie Zitronen und Zucchini kann man sich hier guten Gewissens mit einheimischen Lebensmitteln eindecken. Nur von den Ersatzprodukten wird man hier nicht so viel finden, wie man es mittlerweile in Deutschland gewohnt ist. Warum wir uns hauptsächlich pflanzlich ernähren, habe ich im Blogartikel zur Pflanzlichen Ernährung erklärt.
Neben zerklüfteten Wanderwegen, einigen kleinen Parks und Aussichtspunkten, kann man in Minturno an der Promenade in vielen Lokalitäten Meeresfrüchte, ein Eis oder natürlich Pizza genießen. Einige Lidos (Strandbars) bieten auch Beach-Volleyball, Tennis oder Basketball an.



Direkte Umgebung und Altstadt
Minturno ist eine sehr alte Stadt und stammt noch aus der römischen Epoche. Die Via Appia, eine alte römische Straße erbaut ab ca. 319 v. Chr., verbindet heute noch Rom und Minturno in direkter Linie sowie weitere italienische Städte. Viele Teile der antiken Straße (Via Appia Antica) sind noch gut erhalten und beinhalten die ursprünglichen Pflastersteine.
Der historische Stadtkern liegt auf einem kleinen Berg, mehr ein Hügel, und besteht größtenteils aus den typischen kleinen Gässchen. Zu Fuß benötigten wir vom Strand aus ca. 30-40 Min für etwa 4km bergauf. Man muss dazu sagen, dass es keine guten Bürgersteige gibt, teilweise gar keine. Spazieren gehen und Wandern wird manchmal zu einer unsicheren Herausforderung, da Teile des Weges auf der Straße gegangen werden müssen.

Das muss man bei einer kleinen Tagestour überall in Italien außerhalb der Touristenhochburgen beachten. Innerhalb des Stadtkerns gibt es einige Lädchen, aber die meisten Häuser dort sind Wohnhäuser. Die im 12. Jahrhundert wiederhergestellte Kirche San Petro zeigt ein uraltes Mauerwerk und schmückt die Stadtmitte. Es gibt nur wenige Parkplätze in der Altstadt, daher sollte man eher mit dem Bus hochfahren oder zu Fuß laufen, als mit dem Auto anzureisen.


Auf dem Rückweg sind wir etwas abseits auf Feldwegen gewandert und sind an riesigen Gartenanlagen und Farmen vorbeigelaufen. Hier stehen sehr viele Orangen- und Zitronenbäume rum, die im Mai alle Früchte tragen und ihren zitronigen Duft verteilen.
Wilde Wiesen sind voller Blumen und die knorrigen Olivenbäume runden das Ganze ab. Bei etwa 25°C Außentemperatur lässt sich ein 3-stündiger Spaziergang auch wirklich gut aushalten. Gefühlt jeder zweite Garten hat mindestens einen Hund rumlaufen, der fremde Besucher sofort anbellt und vertreiben möchte. Einige wilde Katzen streunen ebenfalls durch die Gärten und Felder.
Zurück in der Wohnung genehmigen wir uns einen kalten Espresso mit Haferdrink und einem Amaretti auf der Schaumhaube, ganz nach italienischem Stil. Die warme Nachmittagssonne bräunt hoffentlich bald unsere viel zu weiße “Bürolicht-Haut” und verhilft uns beiden zu einem gesünderen Erscheinungsbild 😀
Einkaufen kann man entweder in den kleinen Läden am Strand (z. B. Frutteria oder Kiosk) oder aber im Lidl, Panorama (wie Real oder Kaufland) oder Coop.





Rund um Minturno
Archäologisches Freilichtmuseum
Direkt außerhalb von Minturno gibt es ein kleines archäologisches Freilichtmuseum, das ihr für einige Euro besuchen könnt. Meistens ist dort nichts los, aber wir haben hier schon Schulklassen durchgehen sehen und dann wird es etwas voller.
Das Museum zeigt Ausgrabungen antiker Überreste von Häusern und Plätzen aus der Römerzeit. Ein Teil der Via Appia ist dort ebenfalls zu sehen. Beeindruckend ist, dass die tiefen Spurrillen der Pferdekutschen im Stein so gut zu erkennen sind.
Es ist sehr spannend, die steinernen Überreste einer so alten Zivilisation zu sehen. Die kunstvollen Bauten der Römer versetzen mich heute noch immer in Staunen. Sich vorzustellen, wo mal das Wohnzimmer einer römischen Familie lag oder wo die Bäder sich befinden ist eine interessante Zeitreise.



Bergwanderung Mount Redentore mit St. Michel Ermitage
Sehr zu empfehlen für Naturfreunde ist ein Aufstieg zur Spitze des Bergs Redentore, welcher im Naturpark Monte Aurunci liegt. Von Minturno aus ist man in ca. 20 Min. beim Wanderparkplatz und kann den Aufstieg in der Nähe einer kleinen Einkehrmöglichkeit beginnen.
Der Wanderweg ist sehr gut gepflegt und befestigt, nur wenige Abschnitte sind mit göberem Kies belegt (also nichts für Hunde mit empfindlichen Pfoten, bitte!!). Auf dem Weg nach oben begegnen euch mehrere kleine Highlights, wie eine Ermitage, eine Statue der Maria und zum Schluss findet man sich im Rifugium di Pornito wieder, einer großen Statue, die als Gipfelkreuz dient.
Außerdem kann es sein, dass ihr weißen Kühen begegnet, denn diese wandern auch gerne den Berg hoch und leben dort. Neben einer sehr schönen und diversen Blumenlandschaft und viel Ruhe hat der Berg auch eine wunderbare Aussicht auf die Küste Formias zu bieten. Unseren Erlebnisbericht zum Aufstieg könnt ihr hier lesen.

Formia und Gaeta
Nur wenige Kilometer nördlich von Minturno kann man die Städte Formia und Gaeta besuchen. Auch hier kann man gut mit dem Zug hinfahren. Formia ist eine Hafenstadt und liegt in einer kleineren Bucht, was das Baden am Strand sehr angenehm macht.
Viel Wind oder große Wellen kommen hier nicht hin. Zusätlich wurden an einigen Stellen steinige Wellenbrecher im Meer hingesetzt. Formia ist eine sehr schöne Stadt, ind er man viel Kulrut erleben kann. Hier gibt es viele Kirchen und eine sehr belebte und gut besuchte Innenstadt mit viele Restaurants und Bars.
Gaeta schließt direkt an Formia an und liegt auf einer Halbinsel. Auf dieser Insel gibt es einen alten Stadtbezirk „Gaeta vecchia“ mit der mittelalterlichen Burg, den typischen italienischen engen Gassen mit dem Kopfsteinpflaster, einigen alten Kirchen sowie der Kathedrale und dem Kloster.
Die Burg ist jedoch nur an bestimmten Tagen geöffnet und Tickets sollten im Vorfeld gekauft werden. Wandern kann man rund um die Gegend auch gut und neben der Altstadt könnt ihr auf euren Spaziergängen in der Umgebung noch den wunderbaren Strand Spiaggia di Serapo, das Mausoleo L.Munazio Planco auf einem bewaldeten Berg oder die Steinbänke in Buchform vorfinden.


Von Minturno nach Neapel und Rom
Wem Minturno zu “ruhig” oder gar langweilig ist, kann sich dennoch in volle und bunte Touristenstädte begeben. Da Minturno wirklich zwischen beiden Großstädten liegt, gibt es eine gute Zugverbindung zwischen diesen drei Stationen. Nach Rom ist man in ca. 2h, nach Neapel fährt man nur 1h. Die Tickets kosten pro Person pro Fahrt etwa 4 bis 5 €, je nach Strecke.
Man sollte beachten, dass viele Studenten und Pendler die Strecken nutzen und es daher zu Stoßzeiten auch voll werden kann. Wie in Deutschland gibt es Züge, die extrem klimatisiert sind. Unterschätzt das nicht und nehmt eine leichte Jacke mit. Die Tickets können sehr einfach und schnell spontan per App eingekauft werden und gelten dann nur für die gebuchte Fahrt.
Wir haben die App Trenitalia genutzt und kamen super damit zurecht. Für Tagestrips fanden wir die Entfernung wirklich perfekt und nach Rom sind wir sogar dreimal gefahren, da es dort so vieles zu sehen gibt.

Neapel
Neapel würde ich persönlich nicht unbedingt empfehlen. Wer Zeit hat und in der Nähe ist, kann sich Neapel mal ansehen, aber extra hin würde ich nicht. Wir empfanden die Stadt als sehr schmutzig, durcheinander und laut. Überall lagen Unmengen an Müllsäcken rum.
Natürlich gibt es auch die tollen engen und bunten Gassen mit den typischen Häusern und vielen Blumen überall. Es gibt auch schöne Plätze, wie beispielsweise die Capello Sansevero oder den Park mitten in der Stadt. Dennoch war Neapel für uns eher unschön, das kann aber auch schlicht an unserem Reisezeitpunkt gelegen haben, der Off-Season lag. Es ist ja bekannt, dass viele Kommunen und Städte sich erst zur Touristensaison richtig herausputzen.

Anders ist es bei Herculaneum, Pompeji und dem Vesuv, welche allesamt in der Nähe von Neapel liegen und unbedingt besucht werden sollten! Die Überreste der archäologischen Städte, die gewaltige Zerstörung durch den Vulkanausbruch um 79 n. Chr. und der Aufstieg auf diesen berühmten Vulkan versetzen euch in eine andere Zeit zurück. Unseren Reisebericht zum Besuch in Herculaneum und dem Vesuvaufstieg findet ihr hier.
Rom
Rom verdient ganz klar noch einen eigenen Blogartikel. Diese Stadt ist romantisch, kulturell, schön, voll, laut, historisch und einfach wunderbar! Überwältigt von den vielen Dingen, die es zu sehen gibt, mussten wir gleich 3 mal hinfahren, um alles entdecken und sehen zu können (und wir haben dennoch nicht alles gesehen!).
Wie schon erwähnt kann man einfach er Zug nach Rom fahren und befindet sich auch direkt im Stadtzentrum. Vom Bahnhof aus kann man sich eine schöne Tour durch die Innenstadt planen, um möglichst viel zu sehen.
Zu empfehlen sind neben den üblichen Plätzen, wie dem Trevibrunnen, der Vatikanstadt, dem Kollosseum oder dem Forum Romanum auch die großen Parkanlagen Villa Borghese in Roma sowie etwas außerhalb Roms der Giardino delle Cascate. Es lässt sich dort wunderbar entspannen, spazieren, ein Eis genießen und sonnen.


Abschluss
Ortschaften zwischen mehreren großen Metropolen eignen sich wunderbar, um schnell zu verschiedenen Highlights zu kommen, aber dennoch im Urlaubsort entspannen zu können. Mit Minturno haben wir so einen guten Ort gefunden.
Die Stadt ist klein, hat viel an Natur in der Umgebung zu bieten, ist aber dennoch durch die Zugverbindung gut für Tagesausflüge nach Rom oder Neapel geeignet. Wir hatten durch die geografische Lagezwischen Bergen und Meer viel Auswahl an Landschaften, aber eben auch viel Auswahl an Sightseeing.
Vielleicht habt ihr auch Lust bekommen, mal etwas außerhalb von Touri-Städten unterwegs zu sein? Solange die Verbindungen zu anderen Städten gegeben ist, gibt es genug zu entdecken und Langeweile wird nicht aufkommen!
Bleibt sicher und gesund
-Bavai