Nachhaltigkeit ist für viele vielleicht gerade im Winter nicht so einfach: Es wird viel gegessen, vielleicht das ein oder andere weggeworfen, es wird viel eingepackt, es werden Geschenke gekauft und dekoriert, man heizt viel und fährt viel hin und her, um die verschiedenen Familien/-mitglieder über Weihnachten zu besuchen.
Dennoch ist es möglich, ein wenig auf mehr Nachhaltigkeit zu achten. Gerade der konsumreiche Dezember lädt dazu ein, einen Schritt zurückzutreten und sich zu überlegen, ob man nicht sinnvolleres tun kann mit der Zeit, dem Geld und der eigenen Gesundheit.
Hier gebe ich dir ein paar Tipps, wie man auch die Winterzeit etwas nachhaltiger gestalten kann, egal, ob man als Immobilieneigentümer, Mieter, Familie mit Kindern, Singles oder WG unterwegs ist.
Bei manchen Tipps spart man auch noch Geld! 😉
Energieeffizienz zu Hause: Heizkosten senken und die Umwelt schützen
1. Richtig heizen und lüften
Der Energieverbrauch steigt im Winter aufgrund von Heizungen erheblich an. Doch mit einigen einfachen Maßnahmen lässt sich der Verbrauch reduzieren:
- Temperaturen anpassen: Eine Raumtemperatur von 19-22 °C ist ausreichend für Wohnräume. Im Schlafzimmer reichen oft 16-18 °C. Mit einer dicken Flauschedecke macht man es sich gemütlich und ein heißer Kakao oder Tee wärmen dich von innen. Jedes Grad weniger spart Geld.
- Stoßlüften statt Kipplüften: Mehrmals täglich für 5-10 Minuten die Fenster komplett öffnen, anstatt sie dauerhaft gekippt zu lassen. Das ermöglicht einen schnellen und vollständigen Luftaustausch und verringert zusätzlich die oft im Winter mit Bakterien und Viren angereicherte Luft.
- Heizkörper entlüften: Luft in den Heizungsrohren reduziert die Effizienz. Entlüftet ihr die Heizkörper regelmäßig, können sich die RÄume besser und gleichmäßiger aufwärmen. Wir mussten in unserem Altbau mindestens 1-2x im Jahr entlüften, teilweise zischte die Luft mehrere Sekunden aus dem Rohr.
- Sprecht mit euren Vermietern über den Heizungsabgleich – auch hier lässt sich die Energieeffizienz erhöhen und bares Geld einsparen.
2. Isolierung optimieren
Eine gute Isolierung spart Energie und hält die Wärme im Haus. Selbst kleine Verbesserungen können große Wirkung zeigen:
- Türdichtungen und Fenster abdichten: Zugluftstopper und selbstklebende Dichtungsbänder verhindern das Entweichen von Wärme. Wir haben einfach ein eingerolltes Hndtuch vor der Wohnungstür liegen, wenn es draußen zugig ist.
- Vorhänge nutzen: Dicke Vorhänge halten die Wärme im Raum. Achtet darauf, dass sie nicht die Heizkörper verdecken. Extra-Effekt: Macht gemütlich UND dämpft Schall von außen etwas mehr.
(Wir wohnen nahe einer Straße und ich bin für jeden Dezibel weniger dankbar, haha) - Teppiche verlegen: Teppiche wirken wie eine zusätzliche Isolierschicht und halten den Boden warm. Bei Fußbodenheizung sollte der Teppich auf Bodenheizung ausgelegt sein, um die Wärme durchlassen zu können.
3. Nachhaltige Energiequellen
Falls möglich, setzt auf grünen Strom oder nutzt Solaranlagen auch im Winter, um die Energiebilanz zu verbessern. Wir haben uns im März 2024 ein Balkonkraftwerk angelegt, bei Süd-Ost-Ausrichtung. Es war ein bewölkter Sommer, ein regnerischer Herbst und ein bisher sehr grauer Winter.
Dennoch haben wir knapp 700kWh Strom damit erzeugt. Bei 30ct/kWh sind das etwa 210€, die wir an Strom “produziert” haben! Da wir nicht die gesamte Energie nutzen, etwa 1/3, liegen wir bei ca. 70€ Einsparungen im Jahr.
Damit hat sich das Balkonkraftwerk schon nach 4-5 Jahren amortisiert, durch steigende Preise sogar eher früher!
Nachhaltige Mobilität im Winter
1. Öffentliche Verkehrsmittel und Fahrgemeinschaften
Der Winterverkehr kann stressig und umweltschädlich sein. Um Emissionen zu reduzieren, sind öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften eine gute Alternative. In vielen Städten gibt es mittlerweile Apps, die Fahrgemeinschaften fördern.
Wer kann, fährt vielleicht auch über die Tage weniger oder nutzt doch einmal mehr das Fahrrad, statt das Auto.
2. Wintertaugliche Fahrräder
Mit den richtigen Reifen und einer guten Beleuchtung ist Radfahren auch im Winter möglich. Viele Radfahrer schwören auf Spikereifen, die guten Halt auf Schnee und Eis bieten. Hier ist aber auch Übung notwendig, nicht jeder fühlt sich sicher auf Schnee und Eis zu fahren. In unserer Region schneit es höchsten 2 Wochen im Winter, daher ist es für uns gar kein Problem.
Anders sieht es in den Bergregionen am Harz oder bei den Alpen aus, da ist Fahrradfahren eher raus.
3. Vermeidung von unnötigen Fahrten
Plant eure Einkäufe und Erledigungen so, dass Ihr Wege kombinieren könnt. Dadurch spart ihr nicht nur Zeit, sondern auch Geld, CO2-Emissionen. und (und das ist das wichtigste, haha) Nerven! Macht Listen, damit ihr nichts bergesst. Es gibt nichts nervigeres, als alle EInkäufe zuhause auszupacken und nochmal los zu müssen.
Nachhaltiger Winterurlaub
1. Regional und umweltfreundlich reisen
Anstatt weite Strecken zu fliegen, könnte man den Winterurlaub in der Nähe genießen. Die Alpen, der Schwarzwald oder skandinavische Regionen sind mit Zug oder Auto gut erreichbar. Auch einfach Zuhause “Urlaub” machen kann die Seele entspannen – eine gemütliche Dekoration, geiles Essen oder Freunde zu sich einladen, machen viel Spaß, kosten wenig Geld und sind gut für die Umwelt (und den verstopften Straßenverkehr).
2. Umweltfreundliche Hotels und Anlagen
Es gibt Anlagen, Ferienwohnungen und Hotels, die auf extra Nachhaltigkeit wert legen. Diese sind meist ausgezeichnet oder bieten beispielsweise regionales Essen an. Skigebiete fallen für mich hier absolut raus, obwohl es auch “nachhaltige” Skigebiete gibt.
Doch in den üblichen Skigebieten kommt man kaum mehr mit natürlichem Schneefall aus und es wird überall auf Kunstschnee gegriffen, daher ist Skifahren einfach nicht mehr zu vertreten (aus Nachhaltigkeitssicht).
3. Sanfter Tourismus
Alternativen zum Skifahren sind Schneeschuhwandern, Langlauf oder Winterwanderungen. Diese Aktivitäten haben einen geringeren ökologischen Fußabdruck und können meist spontan bei Schneefall durchgeführt werden.
Da es bei uns kaum schneit, wandern wir nur ca. 3-4x im Schnee. Das macht eine Wanderung im dicken Schnee aber umso besonderer und gemütlicher. Der Schnee dämpft und macht gemütlich. Denkt an die Thermoskanne mit Tee, Kaffee, Kakao oder Glühpunsch und genießt die Aussichten.
Bewusster Konsum im Winter
1. Nachhaltige Winterkleidung
- Qualität vor Quantität: Investiert in hochwertige, langlebige Kleidung, die über viele Jahre getragen werden kann, wenn ihr euch im Winter/zu Weihnachten was gönnen wollt.
- Second-Hand und Recycling: Second-Hand-Läden oder Kleidertauschpartys sind tolle Möglichkeiten, nachhaltige Kleidung zu erwerben. In meiner Garderobe hängen fast nur noch Second-Hand-Teile und ich bin froh, dass wir in der neuen Stadt, in der wir seit 2024 wohnen, auch einen Second-Hand-Laden haben.
Alternativ kann man Klamotten auch über Vinted, Mädchenflohmarkt oder Kleinanzeigen kaufen. Hier muss man sich gut mit der eigenen Größe auskennen. Sowas wie Winterpullis, Mäntel, Shirts kann man aber gut kaufen, da diese ja üblicherweise nicht enganliegend sein müssen 🙂 - Natürliche Materialien: Setzt auf nachhaltige Stoffe wie Bio-Wolle, Hanf oder recycelte Materialien. Außerdem, das ist nur meine persönliche Meinung, schwitzt man weniger in Baumwolle, als in Polyester. Gleichzeitig wärmen Polyester und Co nicht so gut.
2. Umweltfreundliche(re) Weihnachtszeit
Die Weihnachtszeit ist oft von Konsum geprägt. Hier ein paar Tipps, um sie nachhaltiger zu gestalten:
- Geschenke selber machen: Selbstgemachte Geschenke wie Marmelade, gebrannte Mandeln, Seifen oder gestrickte Schals sind persönlich und umweltfreundlich.
Hier gebe ich ein paar einfache Geschenktipps zu Weihnachten, um auch noch Geld zu sparen! - Nachhaltige Verpackungen: Verwendet Recyclingpapier, Stoffe oder alte Zeitungen für die Geschenkverpackung. Als Deko kann man gut getrocknete Orangescheiben, Zimtstangen, kleine Abschnitte von Tannenbäumen, Ilex oder Mispeln nutzen oder, der KLassiker, Formen aus Salzteig.
Wir nutzen gerne Stoffreste aus Bettlaken oder Stoffen, in die man die Geschenke einwickelt – Ein Extra-Pro hier ist, dass sich kleine Kinder nicht am Papier schneiden (kommt öfter vor, als man glaubt :D). Das machen die Japaner auch so, siehe “Furoshiki”. - Der Weihnachtsbaum: Man glaubt kaum, wie emotional dieses Thema ist. Für die einen ist ein langlebiger Plastikbaum ein absolutes No-Go, für die anderen sind die 25 Millionen abgeschlagenen Tannenbäume jedes Jahr eine Katstrophe.
Wir bauen uns seit 5 Jahren unseren “Winterbaum” jedes Jahr selbst. Aus Naturmaterialien, die wir im Wald finden, z. B. große Äste. Da wir mal in großen, mal in kleineren Wohnungen gewohnt haben, konnten wir den Baum auch immer leicht an unsere Gegebenheiten anpassen.
So wird der Baum definitiv was ganz individuelles!
Zum Schmücken kann man getrocknete Orangenschalen, bunt angemalte Eicheln und Kastanien, Holzperlen usw nutzen (übrigens eine super Aktivität, die man mit Kindern zusammen machen kann).

Das war unser “Winterbaum” 2022. Einfach drei Äste miteinander verbunden und dazwischen Kugeln und Lichteketten aufgehängt. Da wir wenig Platz hatten, war der “2-D” Baum genau perfekt für uns!
Das ist unser “Baum” in 2024. Wir hatten keine Kugeln und haben stattdessen ganz viel Harry Potter Deko gebastelt – inkl. Hogwarts-Briefe, fliegenden Kerzen, dem goldenen Schnatz, dem Bahnhofsschild gleis 9 3/4 und einem schwebenden Heuler-Brief.

Regional und saisonal im Winter essen
1. Saisonale Wintergemüse
Auch im Winter gibt es eine Vielzahl an saisonalem Gemüse, das aus regionalem Anbau stammt. Beispiele sind:
- Kohlarten wie Grünkohl, Rotkohl und Wirsing
- Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken und Sellerie
- Lagergemüse wie Kartoffeln und Zwiebeln, Äpfel
Sie sind darüber hinaus eine super Vitamin C Quelle und halten unseren Darm auf Trab. Gerade nach den dicken Weihnachtsessen tun uns mehr Gemüse gut.
Eine weitere gute Möglichkeit sind Keimlinge auf der Fensterbank selbst zu ziehen. Auch sie sind voller Vitamine und Mineralien und meist in nur wenigen Tagen bis Wochen erntereif. Es sit zusätzlich eine gute und einfache Möglichkeit Kindern zu zeigen, wie das Wachsen von Lebensmitteln funktioniert.
2. Einwecken und Einfrieren
Wer im Sommer Obst und Gemüse eingekocht hat, kann im Winter auf seine Vorräte zurückgreifen und damit Transportwege sowie Verpackungsmüll vermeiden. Am einfachsten ist es, so machen wir es, Äpfel komplett mit Schale zerschneiden, im Kochtopf weich zu kochen und dann noch heiß in sterilisierte Gläser zu füllen. Das hält auch ohne Zucker mehrere Monate, wenn man sauber gearbeitet hat.
Die Gläser könnt ihr von Konserven wieder benutzen, z. B. von Marmelade, Aufstrichen oder Bohnen. So müsst ihr keine extra Gläser kaufen. Eignet sich übrigens auch super als kleines Mitbringsel oder Weihnachtsgeschenk 🙂

Umweltfreundliche Pflegeprodukte im Winter
Im Winter benötigt die Haut manchmal besonders viel Pflege. Dabei sollten wir auf umweltfreundliche(re) Produkte setzen:
- Feste Seifen und Shampoos: Diese sind oft plastikfrei verpackt und ergiebiger. Man muss sich allerdings erst daran gewöhnen, denn die Haut fühlt sich “sauber” an und wird nicht mit einer weichen Schicht benetzt, wie bei Duschgel.
- Selber machen: Lippenbalsam oder Handcreme lassen sich mit wenigen Zutaten wie Bienenwachs, Ölen und Sheabutter einfach selbst herstellen. Ich nutze regelmäßig eine Mischung aus Olivenöl, Kokosöl und regionalem Honig sowohl als Gesichtspeeling als auch als Lippenpflege.
Gemeinschaftlichkeit und Nachhaltigkeit weitergeben
Was gibt es besseres und einfacheres, als unseren Kindern und unseren Familien und Freunden das Thema Nachhaltigkeit an den Tisch zu bringen?
Wer früh mit dem Thema in Berührung kommt, muss sich als Erwachsener nicht erst umstellen. Außerdem macht es mehr Spaß, wenn alle zusammen einen Teil dazu beitragen, unseren Kindern eine gesündere und bessere Zukunft zu ermöglichen.
Sprecht also darüber, sprecht, was ihr macht, was ihr denkt. Man wird zwar immer mal wieder anecken, doch das gehört zur Meinungsfreiheit dazu. Je mehr Aufmerksamkeit das Thema erhält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas dafür getan wird und wir unsere Klimaziele erreichen.
“Pro-Tipp” und Fazit
Schenkt euch nichts zu Weihnachten (oder nur Kleinigkeiten, wichtelt oder beschenkt nur die Kids), spendet oder macht das Aussortieren zu Weihnachten zur Tradition. Wer sich mit seinem Beistz auseinander setzt wird sehen, was er/sie schon alles hat. Auch, wenn viele von uns in regelmäßigem Verzicht leben, sind die meisten Menschen in Deutschland “reich” an Dingen und Möglichkeiten, die es anderswo vielleicht nicht gibt.
Dankbarkeit hilft, hier auf dem Boden zu bleiben und zu genießen, was wir eigentlich wirklich alle brauchen: Gesundheit, Freunde/Familie, Zeit für uns selbst, Zeit für Gemütlichkeit und schöne Dinge und die ein oder andere leckere Schokolade.
Wechen Tipp habt ihr noch, um ein wenig mehr Nachhaltigkeit, speziell im Winter, unterzubringen?
Bleibt sicher uns gesund,
Bavai