Nicht jeder träumt von einem “einfachen Leben”. Manche leben und lieben Herausforderungen, brauchen einen vollen Terminkalender und empfinden Stress eher als etwas positives (auch Eustress genannt).
Andere Menschen wiederum möchten ihr Leben etwas vereinfachen oder entschleunigen. Aber was ist denn mit “dem einfachen Leben” überhaupt gemeint?
In diesem Artikel gehe ich kurz auf die meist genannten Themen oder Eigenschaften ein, die sich viele Leute unter einem einfacheren Leben vorstellen.
Welche Aspekte betrifft das einfache Leben?
Wenn Menschen nach einem einfachen Leben suchen, suchen sie oft nach einer Reihe von Eigenschaften und Lebensbedingungen, die ihnen helfen, Stress zu reduzieren und mehr Zufriedenheit und Erfüllung zu finden.
Die häufigsten Aspekte, die ich bei meiner Recherche gelesen habe sind:
- Weniger materielle Besitztümer: Minimalismus, also das Reduzieren von materiellen Besitztümern auf das Wesentliche, um sich von der Last überflüssiger Dinge zu befreien.
- Finanzielle Freiheit: Schuldenfreiheit, weniger Konsum, und ein bewusster Umgang mit Geld, um finanzielle Sorgen zu reduzieren.
- Zeit für Wesentliches: Mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbys und persönliche Interessen, anstatt sich von beruflichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen erdrücken zu lassen.
- Nachhaltigkeit: Ein nachhaltiger Lebensstil, der im Einklang mit der Umwelt steht, um ein Bewusstsein für die Natur und die eigenen ökologischen Fußabdrücke zu fördern.
- Gesundheit und Wohlbefinden: Fokus auf körperliche und geistige Gesundheit durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressbewältigungstechniken wie Meditation oder Yoga.
- Einfache Wohnverhältnisse: Ein kleineres, leichter zu unterhaltendes Zuhause, das weniger Ressourcen und Zeit in Anspruch nimmt.
- Selbstversorgung: Gartenarbeit, Kochen zu Hause und andere Formen der Selbstversorgung, um Unabhängigkeit zu fördern und ein Gefühl der Erfüllung zu schaffen.
- Bewusste Entschleunigung: Achtsamkeit und ein langsameres Lebenstempo, um den gegenwärtigen Moment zu genießen und sich weniger gehetzt zu fühlen.
- Technologische Entgiftung: Begrenzung der Nutzung von digitalen Geräten und sozialen Medien, um die Informationsflut zu reduzieren und sich mehr auf reale zwischenmenschliche Beziehungen zu konzentrieren.
- Gemeinschaft und Zugehörigkeit: Eine starke Verbindung zur lokalen Gemeinschaft und die Pflege von echten, tiefen Beziehungen anstatt oberflächlicher Interaktionen.
Um es mal zusammenzufassen: Man möchte “weniger” besitzen und mehr Platz in seinem Leben für die wichtigen Dinge haben.
Warum das einfache Leben für jeden anders ist
Zwar treffen die oben gelisteten Aspekte für die meisten Leute, die ein einfacheres Leben haben möchten, zu, jedoch bedeuten diese Punkte für jeden was anderes.
Zum Beispiel bedeutet für mich ein einfacheres Leben nur so viel Platz zu haben, wie ich wirklich brauche. Daher sind mein Mann und ich dieses Jahr in eine kleinere 2-Zimmer Wohnung gezogen. So sparen wir Geld, vor allem aber sparen wir an Krempel, den man bei mehr Platz doch immer wieder zusammen bekommt (Deko, Pflanzen, Möbel vor allem!).
Die Wohnung ist viel schneller geputzt und aufgeräumt als früher. Sie ist übersichtlicher. Wir haben Zeit gewonnen.
Für jemand anderen heißt es aber, sehr viel mehr Platz zu haben, um z. B. seinem Sammelhobby Platz zu machen. Um zu renovieren oder Platz zum Basteln zu haben. Dann ist das auch absolut legitim, sich mehr Platz zu gönnen.
Der Unterschied vom “hektischen” Leben zum “einfachen” Leben ist, dass man sich dessen bewusst ist, was man möchte und braucht, als das zu besitzen, was gesellschaftlich anerkannt ist oder womit man Freunde und Familie beeindrucken möchte.
Wie komme ich zu einem “einfacheren” Leben?
Zuerst einmal gibt es natürlich nicht “den einen Weg”, der für alle passt. Minimalismus oder Frugalismus sind z. B. gute Lebensstile, die einem helfen können, ein einfacheres Leben aufzubauen.
Aber auch Nachhaltigkeit, ein besseres Zeitmanagement oder ein Job-/Wohnortwechsel können schon dazu beitragen, dahin zu kommen.
Zu jedem der oben gelisteten Aspekte habe ich folgende Isnpirations-Tipps für euch:
- Weniger materielle Besitztümer:
- Entrümpeln: Beginne klein! Mit einem Raum oder einer Kategorie (z.B. Kleidung) und sortiere Dinge aus, die du seit einem Jahr nicht benutzt hast (außer saisonalen Dingen, wie z. B. Skiausrüstung).
- Bewusst einkaufen: Überlege dir bei jedem Kauf, ob du den Gegenstand wirklich brauchst oder ob er dein Leben nur weiter verkompliziert. Mach eine Pause vor dem Kauf, z. B. von 24h oder sogar einer Woche. Möchtest du es immer noch haben, kannst du vielleicht dafür was anderes auszusortieren.
2. Finanzielle Freiheit:
- Budget erstellen: Erstelle ein monatliches Budget, um einen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben zu bekommen. Wie du langfristig deine Finanzen meistern kannst und was für Vorteile es dir bringt, erfährst du in meinem Artikel zum Finanzmeisterung.
- Schulden abbauen: Fokussiere dich darauf, bestehende Schulden so schnell wie möglich abzuzahlen und vermeide es, neue Schulden zu machen. Konsumschulden sollten nur in absoluten Ausnahmefällen gemacht werden! Gerade im Familienalltag ist es wichtig, den ein oder anderen einfachen Spartipp zu kennen.
Zeit für Wesentliches:
- Prioritäten setzen: Identifiziere die wichtigsten Menschen und Aktivitäten in deinem Leben und plane bewusst Zeit dafür ein. Auch, wenn es manchmal schmerzhaft ist, kann es Menschen in deinem aktuellen Leben geben, die dir mehr Energie rauben, als zu geben.
- Nein sagen lernen: Lerne, Verpflichtungen abzulehnen, die nicht mit deinen Prioritäten übereinstimmen. Freizeitstress ist ein beliebter Zustand der Deutschen geworden. Man muss aber nicht jedes Wochenende voll verplanen, um was schönes zu erleben. Entscheide, was dir und deiner Familie mal gut tun würde und sage stressige Events ab, verschiebe sie oder schränke deine zeitliche Investittion ein.
Nachhaltigkeit:
- Weniger Müll produzieren: Reduziere den Gebrauch von Einwegprodukten und achte auf Recycling. Ein einfaches Beispiel ist es Einweg-Küchentücher durch Lappen auszutauschen. Das meiste kann man gut mit einem Stofflappen wegwischen und reinigen. Beim Gemüse können einzelne Lebensmittel statt Bigpacks für weniger Verpackungsmüll als auch Wegschmeiß-Situationen sorgen.
- Nachhaltig einkaufen: Kaufe regionale, saisonale und biologisch erzeugte Produkte, wenn es das Budget zulässt. Meistens sind “Die etwas anderen” Gemüse günstiger, als die “schönen” Gemüse (gibt es z. B. bei Kaufland). Außerdem weniger Fleisch, dafür aber gutes Fleisch. Hier bedankt sich auch deine Gesundheit.
Gesundheit und Wohlbefinden:
- Gesunde Ernährung: Integriere mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sowie Hülsenfrüchte in deine Ernährung und reduziere verarbeitete Lebensmittel (Wurst, Salami, Ersatzprodukte). Warum eine pflanzliche Ernährung gesund für Körper, Seele und unseren Planeten ist, kannst du hier nachlesen. Dabei muss man keinesfalls Hardcore-Veganer werden. Aber die Reduktion von Fleisch und verarbeiteten Produkten trägt maßgeblich zu einer langfristigen Genesung bei. Wichtig vor allem für Schwangere und die, die es werden wollen.
- Regelmäßige Bewegung: Finde eine körperliche Aktivität, die dir Spaß macht, und integriere sie regelmäßig in deinen Alltag. Auch für Einsteigende gibt es die passende Sportart. Als ich krank wurde und nur wenig Energie hatte, habe ich mit dem Slow Jogging angefangen. Und es hat mir so viel geholfen!
Einfache Wohnverhältnisse:
- Kleine Wohnräume wählen: Überlege, ob ein kleineres Zuhause deine Bedürfnisse besser erfüllen könnte und weniger Aufwand bedeutet. Wir haben uns von 4 Zimmern auf 2 verkleinert. Das bedeutete ausmisten, aussortieren, verkaufen und verschenken. Aber es hat uns viel “Platz” geschaffen – vor allem im Kopf!
- Ordnung halten: Entwickle Routinen, um dein Zuhause sauber und organisiert zu halten. Dabei geht es nicht darum, dass dein Zuhause immer piccobello sauber und ordentlich ist. Es geht darum ein Zuhause zu haben, in dem du dich wohlfühlst und dich entspannen kannst. Körbe, in die “Unordnung” reingeworfen werden kann, können helfen (z. B. für Spielsachen oder Klamotten).
Selbstversorgung:
- Eigenes Gemüse anbauen: Beginne mit einem kleinen Garten oder sogar mit Topfpflanzen auf dem Balkon. Das ist natürlich nur was für diejenigen, die auch Spaß daran haben. Wer keine Lust auf Gießen, schneiden und Erde hat, wird sich damit das Leben nicht vereinfachen. Es hat aber etwas beruhigendes, wenn man dem Radieschen, dem Basilikum oder den Erdebeeren beim Wachsen zusehen kann!
- Selbst kochen: Plane Mahlzeiten im Voraus und bereite sie selbst zu, anstatt oft auswärts zu essen. Gerade die Wochenplanung hilft, unnötiges Auswärtsessen zu vermeiden. Außerdem spart es “mentale Energie”, wenn man nach Feierabend nach Hause kommt und zuerst noch überlegen muss, was man denn heute kochen kann. Zudem kann es bei Unverträglichkeiten und Allergien zur Verbesserung der Gesundheit helfen.
Bewusste Entschleunigung:
- Achtsamkeit üben: Integriere tägliche Achtsamkeitsübungen oder Meditation in deinen Alltag. Auch ein Dankbarkeitstagebuch kann helfen, mehr Wertschätzung für das eigene Leben zu finden. Wie man das macht und eine kostenlose Vorlage findest du hier.
- Pausen einlegen: Plane regelmäßige Pausen und Erholungszeiten in deinem Tagesablauf ein. Seien es 5 Minuten in deiner MIttagspause, in der du wirklich NICHTS machst oder ab und zu ein Wellness-Wochenende, ein Teenachmittag mit einem Freund oder deinen Eltern. Was auch immer dir hilft, dich zu entspannen, baue es ein bisschen häufiger ein und frage andere um Hilfe.
- Einfachere Hobbies: Reisen ist toll (und stressig). Golfen, Segeln, Lasertag spielen usw. alles mega. Aber sie verlangen einem auch viel ab. Wie wäre es, wenn man sich ein “neues” Hobby sucht, was einfacher (und günstiger) ist? Wandern, Schreiben, Malen, (auch Zocken) oder Yoga sind wunderbare Möglichkeiten, nachhaltiger, entschleunigter und günstiger seine Freizeit zu verbringen.
Technologische Entgiftung:
- Bildschirmzeit begrenzen: Setze dir tägliche oder wöchentliche Limits für die Nutzung von Smartphones und Computern. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit wir als Menschen (ich auch) vor einem Bildschirm verbringen. Das strengt die Augen an und bei den schnellen Flackerbildern auf Insta & Co. auch noch unser Hirn.
- Offline-Zeiten festlegen: Bestimme bestimmte Zeiten oder Tage, an denen du komplett auf digitale Geräte verzichtest. Habe ich bisher noch nicht geschafft, ehrlich gesagt. Aber für den nächsten Urlaub nehme ich es mir mal vor. Ich lese nur gutes davon 😀
Gemeinschaft und Zugehörigkeit:
- Lokale Gruppen beitreten: Schließe dich lokalen Vereinen oder Interessensgruppen an, um neue Menschen kennenzulernen, wenn dir ein echtes Sozailleben fehlt oder du auch gerade in eine neue Umgebung umgezogen bist. Ein Ehrenamt, wenn es die Zeit zulässt, kann dir beim Kennenlernen auch helfen. Auch hier ist es individuell abhängig, ob dir soziale Kontakte eher Energie geben oder sie nehmen. Ausprobieren und rausfinden!
Es waren jetzt einiges an Tipps und Umsetzungsmöglichkeiten dabei. Wichtig ist, dass es sich um eine Reise handelt, ein sich stets wandelnder Prozess, bei dem man immer wieder umdenken, sich neu entscheiden und neues lernen kann.
Es gibt nicht das eine perfekte einfache Leben.
War etwas neues für dich dabei oder machst du schon einiges davon? Wie sähe denn ein einfacheres Leben für dich aus und was möchtest du umsetzen?
Bleibt sicher und gesund,
Bavai