Mehr Geld wünschen sich viele Menschen. Bei einer kleineren Umfrage von 1000 Deutschen zwischen 18 und 74 Jahren stand mehr finanzielle Freiheit an zweiter Stelle – gleich hinter Gesundheit.
Doch wie kann ein so vermeintlich “reiches” Land wie Deutschland sich mehr Geld wünschen und gibt es einen Weg, die eigenen Finanzen zu verbessern, ohne gleich mehr Geld dafür machen zu müssen?
Ich sage ganz klar: JA! Und unanbhängig von der Lebenslage und dem Verdienst können wir alle ein kleines bisschen mehr rausholen, als wir vielleicht denken. In diesem Beitrag findest du grundlegende Verhaltensweisen und Geldtipps, die dich auf den Weg zum Meister deiner Finanzen machen können.
Was du hier nicht finden wirst, sind “einfache Tipps für schnelles Geld” oder ähnliches. Hier geht es darum, die eigenen Finanzen kennen zu lernen und sein finanzielles Potential auszuschöpfen.
Warum soll ich mich um meine Finanzen kümmern?
Zunächst einmal ist es wichtig sich klar zu werden, warum sich jeder Mensch mit seinen Finanzen beschäftigen sollte. Denn egal, ob du in einer Partnerschaft, Familie oder Alleine lebst – du musst dich mit deinem Geld auskennen und es nicht leichtfertig jemand anderem in die Hand geben (“Ehemann kümmert sich”, “Eltern machen das schon…”).
Gerade Frauen leiden heutzutage immer noch darunter, dass sie finanziell abhängig von ihren meist männlichen Partnern sind. Glücklicherweise verringert sich diese Wissens- und Gehaltslücke durch freien Zugang zu Finanzwissen (ich kann Finanztip oder Finanzfluss auf YouTube wärmstens empfehlen – keine bezahlte Werbung!).
Dennoch sehe ich immer noch Menschen, Familienmitglieder und Freunde, auch in meinem Alter (20-30), die nicht wissen, wie viel Geld sie eigentlich im Monat ausgeben, leichtfertig Konsumschulden aufnehmen und ihr “übriges” Geld auf dem Girokonto versauern lassen.
Wer seine Finanzen nicht im Blick hat, hat folgende Risiken:
- Altersarmut durch zu geringe Rentenansprüche
- Konsumausgaben steigen immer höher und können zu Schulden führen
- Unwissen über Finanzen wird ggf. den Kindern vorgelebt und weitergegeben
- Abhängigkeiten durch Parnterschaften entstehen
- Bei Bezug von Leistungen (ALG 1, Rente, Elterngeld…) wird sich zu sehr auf das Jetzt konzentriert
- Hobbies, Kinder, Gesundheit, Wünsche und Träume können ggf. nicht richtig finanziert werden
- Eine Unzufriedenheit im Job (oder Partnerschaft…) wird “ausgehalten”, weil man nicht weiß, wie viel Geld man für eine Überbrückung/Jobwechsel braucht
Um diese “Finanzfallen” zu umgehen gibt es aber einige einfachere Tipps und Verhaltensweisen, die dich langfristig und nachhaltig einen besseren Umgang mit deinem Geld und deinen Finanzen lehren.
10 Basics
In meinen Finanzbasics geht es um Dinge, die jeder (fast) sofort umsetzen kann, ohne viel investieren zu müssen. Hier musst du nicht zuerst 3000€ in irgendeinen Finanzguru-Coach stecken, um erste Erfolge zu sehen.
Wenn du in einer Partnerschaft bist oder in einer Familie lebst, nimm gerne alle mit an Board, dann klappt es meist auch besser.
#1 Kenne dein Warum
Warum möchtest du diese Finanzreise antreten? Wieso ist es dir so wichtig, ein Finanzmeister zu werden?
Es gibt etliche Gründe. Finde deine persönliche Motivation, die dir in schwierigen Phasen hilft, weiter zu machen oder wieder anzufangen, wenn es mal nicht geklappt hat.
Ich möchte meine Finanzen meistern, weil es absehbar ist, dass ich früh gesundheitliche Probleme haben werde und niemandem zur Last fallen möchte. Ich möchte nicht in die Armut geraten, weil ich weniger oder nicht mehr arbeiten kann. Ich möchte meine “Frührente” mit genug Geld starten und meine medizinisch notwendigen Umstellungen finanzieren können.
Es muss für dich nicht sowas dramatisches sein!
Ein paar Inspirationen, die dir helfen, deinen perönlichen Purpose zu finden:
- Früher in Rente gehen
- Unabhängig(er) vom Partner/von der Partnerin sein
- Reisen oder eine Auszeit nehmen können
- Medizinische Alternativen bezahlen können
- Am Ende des Monats einfach mal etwas mehr Geld übrig haben
- Sparen für einen Wunsch (Konzert, Urlaub, Haus…)
- Sparen für die Kinder (für den Führerschein, für die Ausbildung…)
- Kredit abbezahlen können
- Eine Weiterbildung/Studium bezahlen
Es gibt sicherlich noch ein paar andere Gründe. Finde die wichtigsten Gründe für dich und schreibe sie dir ggf. auf.
#2 Kenne deine Einnahmen
Für die meisten ist dieser Punkt einfach. Bist du angestellt und erhälst regelmäßig Gehalt, bekommst du jeden Monat genau das gleiche auf’s Konto überwiesen.
Anders ist es bei Menschen, die einen Nebenjob haben, auf Stundenbasis arbeiten (einen Lohn bekommen), die regelmäßige nebenberufliche Tätigkeiten ausüben, Ehrenamtspauschalen oder Sozialleistungen erhalten (ALG 1, Bürgergeld, Eltern- und Kindergeld, Wohngeld, Bafög…).
Hier ist es wichtig, sich einmal eine Liste zu machen und die gesamten Einnahmen aufzuschreiben. Ein kleiner Verkauf auf Kleinanzeigen muss dabei nicht unbedingt mit aufgelistet werden. Aber du gehst alle zwei Wochen im Lager helfen? Dann ist das ein “regelmäßiges” Nebeneinkommen, das du auf die Liste packst.
Es reichen ein Zettel und ein Stift für den Anfang. Oder aber du nutzt eine Excel-Tabelle (OpenOffice und Google Sheets sind gratis) oder ein leeres Notizbuch.
Ein kostenlose Vorlage findest du hier. Diese Tabelle nutzen mein Mann und ich schon seit unserer Studententage, wo wir auch gerade mal anfingen, uns mit Finanzen richtig auseinander zu setzen. Wir nutzen sie immer noch durchgehend!
#3 Kenne deine Ausgaben
Es ist ersichtlich, dass du nur das ausgeben kannst, was du hast. Oder?
Naja, dann würden Schulden und Konsumkredite nicht funktionieren.
Schreibe auf diese Liste, bestenfalls neben deine Einnahmenliste, was du alles an Ausgaben hast. Am besten sortierst du für den Anfang die Liste in fixe Kosten und variable Kosten. Die Fixkosten bleiben fast jeden Monat gleich bzw. sind planbar (Miete, Sprit, Mitgliedschaften, Versicherungen, Flatrates, Abos, Öffi-Tickets, Kreditrückzahlungen, Rundfunk, Spenden…).
Die variablen Kosten ändern sich oft und sollten zumindest 3 Monate lang “getrackt”, also ermittelt werden. Einkauf, Ausgehen, Geschenke, Umzugskosten, Materialien und Klamotten, Kindersachen, Haustierbedarf, Lebensmittel/Kaffee unterwegs, Urlaub usw. Auch Sprit kann hier gelistet werden, wenn sich die Fahrtstrecke oft ändert oder ihr im Sommer beispielsweise viel mehr Auto/Motorrad fahrt, als im Winter.
Hier sieht man oftmals zum ersten Mal wirklich, was man eigentlich für Lebensmittel, für Luxusgüter (Kino, Essengehen, das Auto, neue Möbel, Urlaube…) ausgibt.
In einer Befragung im Jahr 2023 von 10.000 Deutschen wurde ein Außer-Haus Kaffeekonsum von 56 Litern pro Jahr pro Person ermittelt. Kostet ein durchschnittlicher Kaffee 200ml etwa 3,39€, so gibt man also hochgerechnet knapp 950€ pro Jahr für Kaffee aus. 200ml Kaffee Zuhause kosten, je nach Zubereitungsart, etwa 20ct! Trinkt man also die 56 Liter zuhause bzw. nimmt sie sich im Thermobecher mit, spart man sich fast 894€…
Das ist natürlich ein extremes Beispiel, aber dennoch sind es die kleinen Beträge, die viel ausmachen. Dessen werden wir uns mit der Ausgabenliste bewusst. Hier ist Durchhaltevermögen angesagt. Jeder Cent wird aufgeschrieben. Die Laugenstange bei Aldi, die Kekspackung für’s Büro, der BubbleTea in der Stadt.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Apps, die helfen, das ganze nicht immer mühsam auf Papier aufschreiben zu müssen. Macht es wenigstens 3 Monate lang, um so einen groben Überblick zu haben.
Mein Mann und ich machen es mittlerweile seit knapp 6 Jahren und haben eine auf uns zugeschnittene Tabelle erstellt. Damit brauchen wir nur 10 Minuten ca. alle 2 Wochen (manchmal reicht auch 1x/Monat, da wir fast alles mit unserer Karte zahlen und das aufschreiben daher ohne Kassenzettel super easy ist. Wir zahlen auch alles nur aus unserem Gemeinschaftskonto, daher ist es in unserem Fall mittlerweile wirklich einfach.)
#4 Erkenne dein Sparpotenzial
Durch deine Einnahmen/Ausgabenliste solltest du jetzt einige Dinge erkennen, die du so vorher vielleicht noch nicht wahrgenommen hast. Wie viel gibst du für Luxus aus? Wie viel für Geschenke, für’s Außer-Haus Essen oder für Feiern? Kinderspielzeug, Eintritte und Urlaube sind oftmals teurer, als ursprünglich gedacht.
Setze dir für den nächsten Monat ein Sparziel. Z. B. kannst du dir sagen: “Ich möchte monatlich nicht mehr als 30€ für Lebensmittel To Go ausgeben!”. Oder du einigst dich im Freundes- und Familienkreis auf günstigere Geschenke. In meiner Familie werden beispielsweise nur noch die Kinder beschenkt, aber nicht die Erwachsenen.
Du brauchst nicht direkt volle Kanne zu starten und dir viele Ziele zu setzen. Fange klein an, denn es ist ja auch ein lang antrainiertes Verhalten, das du überwinden musst. Wenn du weniger Außer-Haus essen möchtest heißt das im Umkehrschluss, du musst immer daran denken, genug Essen und Snacks von Zuhause mitzunehmen.
Auch hier ist es hilfreich, die Mitbewohner mitzunehmen, damit alle am gleichen Strang ziehen.
#5 Liste deine Schulden auf
Niemand spricht gerne über Schulden. Sie aufzuschreiben macht es nur noch realer. Doch das ist ein wichtiger Schritt, um deine Finanzen stabiler und besser zu managen.
Zu Schulden gehören neben Ausbildungsschulden (Bafög, Studienkredit) auch Baukredite, Konsumkredite und private Schulden. Ausstehende Zahlungen und Mahnungen müssen ebenfalls auf die Liste.
Neben den reinen Kosten der Schulden solltest du die Laufzeiten und Konditionen ermitteln. Beim Baukredit sind diese einfach im Vertrag nachzusehen.
Bafög und Ausbildungskredit sind etwas schwieriger zu ermitteln, da man häufig die monatlichen Zahlungen nicht ganz auf dem Schrim hat oder diese sich im Laufe der Jahre geändert haben. Versuche hier, eine grobe Abschätzung zu geben. Besser etwas zu viel ansetzen, als zu wenig.
Der Zahlungstermin wird einem meistens im Erhaltschreiben genannt, ansonsten kannst du 5 Jahre auf deine letzte Rückzahlung (bei Bafög) draufrechnen. Dann musst du mit der Tilgung beginnen. Die Maximalsumme der Rückzahlung beträgt im Moment 10.010€. Es muss nur die Hälfte der gezahlten Summe gezahlt werden und bei direkter Rückzahlung auf einen Schlag wird nochmals ein Teil erlassen. Wie das genau funktioniert, fragst du am besten beim Bafög-Amt nach.
Mahnungen und Inkassobeträge sollten so schnell wie möglich abgezahlt werden, da hier sonst immer mehr Bußgelder drohen.
Liste auf, wann du welchen Kredit zahlen musst und wie viel du monatlich dafür zurücklegen müsstest. Überweise diesen Betrag am besten am Anfang des Monats direkt auf ein separates Konto.
#6 Checke deine Versicherungen
Hausratversicherung, Handyversicherung, Brillenversicherung, Glasbruch, Geräteversicherung, Berunfsunfähigkeit, Krankenversicherung, Haftpflicht….es gibt UNZÄHLIGE Versicherungen!
Es gibt nichts, was man nicht versichern kann. Wirklich! Es gibt “Fahrstuhl-Steckenbleiben-Versicherungen”, “Am Altar stehengelassen-Versicherungen” und “Garten-Versicherungen”…
Prüft, welche Versicherungen ihr wirklich braucht. Die “Top 4” der absoluten Must-Haves sind:
- Krankenversicherung (für die meisten automatisch vom Gehalt abgeführt)
- Haftpflichtversicherung (sehr wichtig!)
- Berunfsunfähigkeitsversicherung
- Auslandsreisekrankenversicherung, wenn ihr ins Ausland reist
Zusätzlich:
- Wohngebäudeversicherung (ggf. + Elementarschäden), wenn ihr Immobilien besitzt
- KFZ-Haftpflicht, wenn du ein Auto hast
- Hundehaftpflicht, wenn du einen Hund hast
- Betriebshaftpflicht, wenn du ein Unternehmen hast
- Risikolebensversicherung, wenn du deine Hinterbliebenen im Falle deines Ablebens finanziell absichern möchtest (z. B. wenn noch ein Kredit abgezahlt werden muss oder der Partner/die Partnerin nicht genug für die Lebenshaltungskosten verdient)
Was man üblicherweise nicht braucht:
- Geräteversicherungen für Handy, Fernseher und Co
- Brillenversicherung
- Reisegepäckversicherung
- Neue Rentenversicherung (hier gibt es aktuell bessere Alternativen mit geringeren Kosten)
Bei Versicherungen ist es nicht einfach, das richtige Paket für dich und deine Lieben zu finden. Hier kann eine Honorarberatung helfen (nicht bei Versicherungsvertretung nachfragen). Das investierte Geld lohnt sich, um bestens abgesichert zu sein.
#7 Sprich mit deinem/deiner Partner/in darüber
Ganz klar, wer in einer Gemeinschaft lebt, muss sich anpassen und führt auch einen gemeinsamen Haushalt. Hier sehe ich oft, dass (auch langjährige Partner und Ehen) immer noch nicht wissen, was eigentlich der andere verdient.
Es ist ein großer Fehler, nicht über die Finanzen zu kommunizieren und die finanziellen Ziele des anderen nicht zu kennen. Geld ist einer der häufigsten Streitpunkte in Beziehungen.
Ihr müsst nicht allen Leuten euer Gehalt offenlegen, aber dem Menschen, mit dem ihr eine Familie oder ein gemeinsames Leben/einen gemeinsamen Haushalt aufbaut solltet ihr das anvertrauen.
Eure finanziellen Ziele sollten dabei zumindest in eine ähnliche Richtung gehen. Denn die Entscheidung ein Haus zu kaufen oder lebenslang zur Miete zu wohnen ist nicht nur rein finanzieller Natur, sondern auch eine Lebensstilfrage. Auch Konsumausgaben und -kredite sollten bekannt sein.
Außerdem sollten berufliche Ausfälle durch z. B. Kindererziehung fair kompensiert werden.
Weigert sich dein Partner/deine Partnerin darüber zu sprechen oder gemeinsame Ziele festzulegen, dann solltet ihr darüber nachdenken, ob es eine gemeinsame (finanzielle) Zukunft für euch gibt oder wie ihr es sonst anders regeln könnt. Denn spätestens bei Kindern oder gemeinsamen Hauskauf muss die Geldverteilung gerecht (!) geregelt werden.
PS: Der Arbeitgeber darf euch nicht verbieten, über euer Gehalt zu sprechen. Eine Klausel dazu im Arbeitsvertrag ist nur in Ausnahmefällen erlaubt. Auch, wenn ihr unterschrieben habt, ist diese Klausel unwirksam.
#8 Lass dein “Übriges” Geld nicht auf dem Girokonto/Notgroschen aufbauen
Wenn du das ein oder andere Sparpotenzial von dir genutzt hast, dann solltest du ein paar Euronen übrig haben. Wo liegen diese Euros bei dir? Auf dem Girokonto? Oder vielleicht sogar noch auf dem Sparbuch…
Das alles sind aktuell leider nicht die besten Orte, um dein Geld zu lagern. Denn 1. siehst du immer dein gespartes Geld und gerätst in Versuchung, es doch noch auszugeben und 2. verliert es dort im Laufe der Zeit immer mehr an Wert.
Das liegt an der Inflation. Die Inflation sorgt dafür, dass wir mit dem heutigen Geld in 10, 15, 20 Jahren weniger kaufen können (Kaufkraftverlust). Üblicherweise wird versucht, die Inflationsrate bei etwa 2% zu halten. Die letzten Jahre ist die Inflation, wie du sicherlich gemerkt hast, auf bis zu 10% gestiegen.
Das Geld, das auf deinem Girokonto liegt verliert also jedes Jahr an Wert entsprechend der Inflationsrate. Meistens gibt es auf dem Girokonto nur sehr wenige Zinsen.
Daher parke dein Geld auf ein Tagesgeldkonto, um deinen ersten Notgroschen aufzubauen. Der Notgroschen soll dazu dienen, für ungeplante Notfälle (Krankheit, Auto kaputt, Waschmaschine kaputt, Flug zu kranken verwandten, Reparaturen…) einen Puffer zu haben.
Am Anfang jeden Monats überweist du von deinem Gehalt direkt etwas Geld auf deinen Notgroschen, z. B. 50€. Es wird empfohlen, je nach Lebenssituation, etwa 2-4 Nettogehälter dort zu parken. Die Menge sollte jeder selbst einschätzen (Ich habe etwa 2 Nettogehälter drauf).
#9 Fange an zu investieren
Investieren klingt risikoreich und nach schnellem Geldverlust. Das stimmt aber nicht! Denn nicht nur Warren Buffet oder Elon Musk können im Aktienmarkt mitmischen.
Du als Kleinanleger kannst dein Geld, auch in kleinen Raten ab 10€ monatlich, in den Weltmarkt investieren – in sogenannte ETFs.
Die ETFs ermöglichen es dir monatlich (als Sparplan) in tausenden Firmen zu investieren und dabei dein Risiko gering zu halten. Das nennt sich Streuung oder Diversifikation, denn dein Geld wird auf viele verschiedene Unternehmen gleichzeitig gestreut. Wenn eine Firma also pleite geht, ist nicht dein gesamtes Geld weg, sondern der Kurs des gesamten Firmenportfolios sinkt leicht.
Bei ETFs, die in unsere Weltwirtschaft investieren (MSCI World, FTSE All World) ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Kurse langfristig (>15 Jahre) runter gehen. Würde unsere Weltwirtschaft “untergehen”, hätten wir ganz andere Probleme, die wir mit Geld nicht mehr lösen könnten… Umgekehrt ist es aber auch so, dass man keine großen Gewinne innerhalb kürzester Zeit erwarten kann.
Die letzten 50 Jahre des MSCI World ETFs zeigten eine durchschnittliche Rendite von etwa 7% an. Deswegen sollte das Geld, was du investierst, nur langfristig (mindestens 15 Jahre, besser bis zum Renteneintritt) investiert werden.
Es gibt einen wunderbaren Zinseszinsrechner bei Finanzfluss, bei dem du den Verlauf deines Investments darstellen kannst. Ein Beispiel: Du bist 30 Jahre alt und investierst von heute an monatlich 200€ für 25 Jahre. Bei einer konservativen Rendite von 5 jährlich hast du in 25 Jahren 60.000€ eingezahlt, aber 59.102€ Zinsen erhalten! Also fast das Gleiche oben drauf bekommen.
Du kannst jedoch nur das Geld investieren, was du so lange auch liegen lassen kannst. Am Anfang des Monats überweist du also neben deinem Notgroschen auch den entbehrlichen Betrag für den ETF-Sparplan. Den ETF Sparplan kannst du natürlich auch pausieren, falls sich deine Lebenssituation ändert.
Anmerkung: Es ist wichtig (!) bei Kurseinbrüchen cool zu bleiben. Corona war ein riesiger Knick nach unten und der Ukrainekrieg ebenso. Der Kurs erholt sich zwar, aber in solchen Situationen darf man nicht verkaufen. Mache dir das bewusst und investiere erst, wenn du das verstanden hast.
# 10 Mache deine Steuererklärung
Steuererklärungen gehören nicht zu den liebsten Tätigkeiten vieler Menschen….dabei kann man dort so viel “zu viel” gezahltes Geld rausholen!
Wer einfach nur angestellt ist, ist nicht dazu verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Wenn du allerdings Sozialleistungen beziehst (Kindergeld, Krankengeld) oder wenn du Unternehmer/Selbstständig bist, dann bist du dazu verpflichtet.
Hier spreche ich aber die an, die nicht dazu verpflichtet sind. Du brauchst dafür auch keinen Steuerberater, denn es gibt viele Softwares, die dich Schritt für Schritt dadurch führen.
Alleine deine Werbungskostenpauschale und deine Fahrtkosten kannst du absetzen und erhälst dafür Geld zurück. Kommen noch Ausgaben für’s HomeOffice dazu (Bürostühl) oder Handwerkerkosten? Bestimmte Kosten können auch hier steuerlich geltend gemacht werden und das bedeutet: Geld zurück!
Auch als Studi lohnt es sich, deine Ausgaben im STudium geltend zu machen. Obwohl du mit deinem Nebenjob vielleicht noch keine Steuern zahlst oder pauschal besteuert wirst, kannst du deine Ausgaben mehrere Jahre beim Finanzamt “parken” und für dein erstes Einkommen geltend machen. Das nennt man Verlustvortrag.
Du bist schon einige Jahre fertig mit deinem Studium/deiner Ausbildung? Bis zu 7 Jahre kann man die Bildungskosten rückwirkend noch geltend machen.
# Mein persönlicher Schlusstipp: Nimm es ernst. Aber nicht zu ernst.
Deine Finanzen zu meistern ist ein wichtiger Schritt zu deiner finanziellen Unabhängigkeit. Ganz egal in welcher Lebenssituation du dich befindest:
Wenn du weißt, was du an Vermögen hast, was deine Ziele sind und wie du für Notfälle gewappnet bist, wirst du ein Stück weit sicherer durchs Leben gehen. Du kannst der Altersarmut entgegenwirken, deinen Kindern ein selbstbewusstes Finanzleben vorleben oder unabhängig von Partner oder Partnerin bzw. deinen Eltern sein.
Daher ist es zwar sehr wichtig, sich damit auseinander zu setzen, aber das heißt nicht, dass du dir nichts mehr gönnen darfst oder jeden Cent umdrehen musst.
Als ich mit meiner Geldreise anfing, habe ich richtig Spaß daran gehabt, es wachsen zu sehen. Als armer Studi, dessen Konto manchmal am Ende des Monats rot war zu einem stabilen Einkommen und Nebeneinkommen mit sogar endlich wachsendem Notgroschen!
Aber: Ich wurde gefühlt immer geiziger! Als dann die Diagnose Zöliakie kam und ich meine Ernährung umswitchen musste, fiel es mir sooo schwer, so viel Geld für Lebensmittel auszugeben. Denn glutenfreie Produkte sind teuer. Mehr als nur doppelt so viel.
Auch, wenn man sie nicht jeden Tag braucht, so kauft man sie sich ab und zu, weil man z. B. mit Freunden auch Burger essen möchte oder im Urlaub ein glutenfreies Hotel buchen muss (wir nehmen nur Airbnbs), ins glutenfreie Restaurant geht etc. Daher: Seid fuchsig mit eurem Geld, aber nicht geizig. Kennt eure Einnahmen und Ausgaben, aber schränkt euch bei wichtigen Dingen, wie Bildung, Gesundheit und Sicherheit nicht ein.
Ich hoffe, ihr könnt etwas aus diesem Beitrag umsetzen und fangt an. Welchen Tipp setzt ihr vielleicht schon um und was hat euch am meisten bei eurer Reise geholfen?
Ach und, sprecht über Geldtipps auch mit euren Freunden und Verwandten. Ich denke, jeder kann jedem helfen und sich Tipps abschauen 🙂
Bleibt gesund und sicher,
Bavai